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»Wir wollen stark sein«

Im Girls' Café von Lyari lernen Mädchen, an sich und ihre Träume zu glauben

Lyari, ein Eine-Million-Einwohner-Stadtteil im Süden der pakistanischen Metropole Karatschi: Hier haben fast alle Gebäude Einschusslöcher – stumme Zeugen der Gewalt, die die Menschen zwischen 2005 und 2014 in Angst und Schrecken versetzte. Lyari war ein Hotspot rivalisierender Banden. Drogenhandel, Erpressungen, Morde, Entführungen und Lösegeldforderungen waren alltäglich. Schulen und Spielplätze wurden zerstört, hunderte Bewohner getötet, tausende vertrieben. Lyari war ein No-Go-Area, Gesetzeshüter trauten sich nicht hinein, bis Armee und Polizei schließlich mit massivem Einsatz durchgriffen.

Noch in der von Gewalt gekennzeichneten Zeit überlegten sich junge Aktivistinnen und Aktivisten einen Plan: Vor allem die Mädchen sollten durch Bildung stark gemacht werden und Zukunftsperspektiven entwickeln können, sobald die Gewalt eingedämmt sein würde und sie sich wieder vor die Tür trauten. Die jungen Leute gründeten ARADO, die Aas Research and Development Organisation, und terre des hommes sagte Unterstützung zu.

Ein Ort, an dem Mädchen sich frei entwickeln können

Heute sieht man in Lyari junge Mädchen mit schwarzen Schals um den Kopf flink durch die engen Straßen eilen. Sie wollen zum Girls' Café, das auf dem Dach eines Gebäudes errichtet wurde. Hier können sie zusammenkommen, sich austauschen und lernen: zum Beispiel EDV, Sprachen, Kunsthandwerk oder Selbstverteidigung. Aber das Girls' Café ist mehr: »Es ist ein Ort, an dem Mädchen sich frei entwickeln können«, sagt Kiran, die ehrenamtliche EDV-Lehrerin, an deren Kursen über 40 Mädchen regelmäßig teilnehmen. Eine 15-Jährige strahlt: »Mit dem Computer umzugehen war mein Traum. Aber meine Eltern konnten mir keinen kaufen. Jetzt ist mein Traum trotzdem wahr geworden.«

Auch Rimsha unterrichtet ehrenamtlich. Über 20 Mädchen besuchen ihren Englischkurs: »Ich liebe es, anderen Mädchen diese schöne Sprache beizubringen«, sagt sie. Und die Schönheitskurse der 23-jährigen Zulekha sind immer im Voraus ausgebucht: Zahlreiche Mädchen wollen die traditionelle Henna-Körperbemalung namens Mehindi lernen, Frisuren- oder Kleidungstipps bekommen. »Ich musste viele Mädchen auf den nächsten Kurs vertrösten«, bedauert Zulekha.

Selbstverteidigung darf in einem Girls' Café natürlich nicht fehlen, etwa 15 Lyari-Mädchen wollen Boxen lernen. »Wir wollen stark sein«, sagt eine Zwölfjährige, damit wir zukünftig der Gewalt nicht mehr wehrlos ausgesetzt sind. Wir wollen keine Angst mehr haben.«

Mittlerweile ist das Lyari Girls' Café bekannt für seine erfolgreiche Arbeit. Über 100 Mädchen nehmen regelmäßig an den Kursen teil und lernen, an sich und ihre Träume zu glauben.

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