Wie ein Licht in der Nacht
Mutiger Einsatz für Menschenrechte und Frieden in Myanmar
»Ich habe mich immer selbst ermutigt«, sagt Aung Myo Min, Minister für Menschenrechte in der NUG (National Unity Government - Regierung der nationalen Einheit). Die NUG ist die gewählte Regierung Myanmars der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. »Denn wenn man etwas verändern will, muss man aufstehen und kämpfen, für das, was man ändern will.« Das bezieht er auf die Rechte von ethnischen oder sexuellen Minderheiten (LGBTIQ+), auf die Rechte von Kindern und Jugendlichen und auf den Schutz von Kindern vor Krieg und Gewalt in Myanmar – denn für all das setzt sich Myo Min schon seit langem ein, lange bevor er Minister wurde. Myo ist ein Menschenrechtsaktivist und Gründer der NGO »Equality Myanmar« (vorher »Human Rights Education Institute of Burma«), der schon seit fast zwanzig Jahren erfolgreich mit Terre des Hommes zusammenarbeitet.
Agieren aus dem Untergrund
Myo Mins Arbeit ist riskant: Seit die mit großer Mehrheit gewählte myanmarische Regierung im Februar 2021 von Militärs gewaltsam weggeputscht wurde, muss er mit seinen Mitstreiter*innen aus dem Untergrund agieren. Die Militärs gehen gewaltsam gegen Demonstrant*innen und ethnische Minderheiten vor, verhaften Menschen oder rekrutieren sie zwangsweise in die Armee, darunter viele Kinder und Jugendliche. Der bewaffnete Konflikt zwischen der Armee und diversen bewaffneten Gruppen ist immer mehr eskaliert, zehntausende Menschen wurden getötet, rund zwei Millionen wurden vertrieben. Seit 2021 gab es mehr als 3.000 Bombenangriffe durch Flugzeuge und Hubschrauber der myanmarischen Armee, mehr als die Hälfte davon in diesem Jahr, die meisten auf zivile Ziele in Dörfern: Schulen, Krankenhäuser, Marktplätze. Die Menschen sind verzweifelt und brauchen dringend Hilfe.
Terre des Hommes fördert Nothilfeprojekte mit zahlreichen Partnerorganisationen im Land selber und in grenznahen Camps und Dörfern im Nachbarland Thailand, in das viele Menschen fliehen müssen. Neben der Verteilung von Lebensmitteln und Medikamenten geht es dabei vor allem darum, Kinder und Jugendliche vor Gewalt zu schützen, sogenannte safe spaces (sichere Orte) für sie zu schaffen, in denen sie in den Kindergarten oder in die Schule gehen oder berufliche Bildung bekommen können und medizinisch und psychologisch versorgt werden – für viele von ihnen ist es der lebensrettende Anker. In der Frankfurter Rundschau ist der Artikel "Alles für die Kinder“ über unsere Projektarbeit erschienen.
Myo Min ist überzeugt davon, dass die illegale Militärjunta den Krieg verlieren wird, denn es gäbe viele Überläufer und niemand wolle mehr in die myanmarische Armee eintreten, die militärisch zunehmend in die Defensive gerate. Auch nähme der internationale Druck auf die Junta zu und die Wirtschaftssanktionen würden Wirkung zeigen. »Wichtig ist jetzt ein Boykott der Lieferung von Flugbenzin an die Militärjunta, damit sie ihre rücksichtslosen Bombardierungen von Dörfern und Schulen nicht fortsetzen kann. Dafür setzen wir uns auch bei den Vereinten Nationen ein.«
Einen Artikel des Terre des Hommes-Fachreferenten Ralf Willinger zum Thema Rekrutierung von Kindersoldat*innen und Waffenhandel mit einem Fallbeispiel aus Myanmar finden Sie hier.
Mutmachbuch »Wie Lichter in der Nacht«
Myo Min ist einer von 19 Menschen, die die Welt verändern, die im neuen Mutmachbuch »Wie Lichter in der Nacht« vorgestellt werden. Mit dem Autor Jürgen Grässlin verbindet Terre des Hommes eine langjährige Zusammenarbeit innerhalb der Aktion Aufschrei, bei der Rote Hand Aktion und beim Global Net to Stop the Arms Trade. Erschienen im Heyne Verlag. Der Autor befindet sich auf Lesereise, mehrere Lesungen finden in Kooperation mit Terre des Hommes statt (zu den Terminen).