Weltrisikobericht 2013: Eine gesunde Gesellschaft ist robuster gegenüber Naturgefahren
Länder, in denen das Gesundheitsniveau niedrig und die medizinische Versorgung schlecht sind, haben eindeutlich erhöhtes Katastrophenrisiko. Das zeigt der WeltRisikoBericht 2013, den das Bündnis Entwicklung Hilft vorgestellt hat. Schwerpunktthema ist in diesem Jahr „Gesundheit und medizinische Versorgung“.
„Es ist schockierend zu sehen, wie ungleich die Gesundheitschancen weltweit verteilt sind – und wie das Fehlen einer adäquaten medizinischen Versorgung gerade in armen Ländern die Verwundbarkeit gegenüber Naturgefahren erhöht“, sagt Peter Mucke, Geschäftsführer von Bündnis Entwicklung Hilft. „Es werden Menschenleben aufs Spiel gesetzt, weil Geld für die öffentlichen Gesundheitssysteme fehlt.“ Zum Vergleich: Während in Deutschland im Jahr mehr als 4.800 US-Dollar pro Kopf für Gesundheit ausgegeben werden, sind es in Indien nicht einmal 60 US-Dollar.
Die mangelnde Investition in Gesundheit hat mitunter fatale Folgen: „Krankheiten, die im Grunde leicht zu vermeiden sind, verlaufen in armen Ländern häufig tödlich, da sie unbehandelt bleiben“, erklärt Prof. Dr. med. Thomas Kistemann vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn. „In Indien etwa sind Durchfall und Lungenentzündung für mehr als ein Drittel aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich.“
Im WeltRisikoIndex, den das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen im Auftrag von Bündnis Entwicklung Hilft berechnet, liegt Indien auf Rang 74 von 173 Staaten und somit in der mittleren der fünf Risikoklassen. Der Index ermittelt für 173 Länder weltweit das Risiko, Opfer einer Katastrophe als Folge eines Naturereignisses zu werden. Mit einem Wert von 36,43 Prozent ist demnach das Risiko für eine Katastrophe im pazifischen Inselstaat Vanuatu am größten. Malta und Katar haben mit einem Prozentsatz von 0,61 bzw. 0,10 Prozent das geringste Risiko weltweit. Deutschland liegt mit 3,24 Prozent auf Rang 146 und damit in der niedrigsten der fünf Risiko-Klassen.
Das Beispiel Überschwemmungen in Deutschland und Pakistan verdeutlicht das Konzept des WeltRisikoIndex. In beiden Ländern können Naturgefahren etwa 11 Prozent der Bevölkerung treffen. Während das Hochwasser in Deutschland im Mai und Juni dieses Jahres acht Todesopfer forderte, gab es während der Überschwemmungen im Juli und August 2010 in Pakistan über 1.700 Todesopfer. „Die Stärke und Eintrittswahrscheinlichkeit von Naturereignissen lassen sich nicht verhindern, aber eine Gesellschaft kann Maßnahmen ergreifen, damit diese Naturereignisse für Menschen nicht zur Katastrophe werden“, erklärt Dr. Torsten Welle von der Universitätder Vereinten Nationen. „Eine Gesellschaft kann beispielsweise ihre medizinische Versorgung verbessern, um potentielle Opferzahlen zu reduzieren, oder sie kann den Zugang zu sauberem Trinkwasser für die Bevölkerung erhöhen, um die gesundheitliche Anfälligkeit zu minimieren, und vor allem aber kann sie aus erkannten Schwachstellen Lehren ziehen.“
Bündnis-Geschäftsführer Peter Mucke betont: „Länder, die sich auf Naturgefahren und die Folgen des Klimawandels vorbereiten und die dafür erforderlichen Finanzmittel bereitstellen, sind für die Zukunft besser gerüstet. Bei diesen Aufgaben darf kein Staat der Welt sparen – und die Staatengemeinschaft darf die ärmeren Länder damit nicht allein lassen.“ Das Bündnis Entwicklung Hilft gibt den WeltRisikoBericht heraus, um diese Zusammenhänge auf globaler Ebene zu betrachten und zukunftsorientierte Schlussfolgerungen für Hilfsmaßnahmen, Politik und Berichterstattung zu ziehen.
Eberhard Neugebohrn, Geschäftsführer der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, ergänzt: „Der WeltRisikoBericht lenkt den Blick von der akuten Katastrophenhilfe hin zu Prävention und medizinischer Grundversorgung. Diese Perspektive ist uns wichtig, denn sie ist eine Voraussetzung für die nachhaltige Verbesserung der Lebensverhältnisse.“ Die Stiftung hat die Erstellung des WeltRisikoBericht 2013 mit 31.000 Euro gefördert.