Cusco und das heilige Wasser
Heute nehmen wir Abschied vom Titicacasee und fahren nach Cusco. Die Fahrt geht über den Altiplano, wie wir ihn kennengelernt haben: verstreute Gehöfte mit kleinen Feldern, weidende Tiere und ab und zu Menschen. Doch dann ereilt uns nach Tagen in den Bergen ein Kulturschock: die Industriestadt Iliaca. Ein Meer an ärmlichen Häusern, Berge von Müll, Staub und streunende Hunde, dazwischen Baustellen und Menschen.
Illiaca haben wir hinter uns gelassen und passieren nun einen der wenigen verbliebenen Andengletscher. Auch im jetzigen Winter läuft Schmelzwasser die Hänge hinunter. Viel ist vom Gletscher nicht mehr vorhanden. Kaum in Cusco angekommen, müssen wir auch schon wieder los: Es geht zur heiligen Stätte der Inkas in Tipón - einem an Quellen und Wasser ausgerichteten heiligen Ort der Inkas. Hier werden unsere peruanischen Partner ein Ritual zelebrieren, mit dem wir auf das Watunakuy-Fest vorbereitet werden.
Der Aufstieg zur heiligen Quelle ist mühselig, aber wir sind offensichtlich doch schon gut trainiert. Unterwegs treffen wir Bekannte: Jorge, Marcela und die Nachwuchs-Heiler von ABA, Philomena und Rena von Suma Yapu, und natürlich Carla und Maria, die schon am Abend vorher mit den Jugendlichen nach Cusco gefahren sind. Sogar Luis Romero treffen wir hier. Er hat uns vergangenes Jahr in Delmenhorst besucht und sich dort unter anderem an Labskaus versucht, dem klassischen norddeutschen Kartoffelgericht. Es ist ein tolles Gefühl, wie all unsere Freunde von verschiedenen Seiten auf den Platz des Rituals strömen - an die heilige Quelle.
Julio, der Gründer von PRATEC, und Elena von CEPROSI, führen die Zeremonie durch: Wir reinigen uns mit Pflanzenessenz. Julio wirft Blüten in die Quelle und Elena bestreut uns mit Blütenblättern. Am Ende umarmen wir uns. Julie erklärt die Bedeutung der Zeremonie: Es geht darum, dass wir uns die Bedeutung des Wassers für unser Leben klar machen und Respekt für die Quelle des Lebens entwickeln.
Zum Schluss fahren wir in das Haus unseres Projektpartners Intirama Wasi. Dort weist uns Julio in das Programm der kommenden beiden Tage ein: »Watunakuy« wird gefeiert. Es ist eine Art Erntedankfest. Wir werden dort in einem Inka-Tempel der Segnung der verschiedenen Sämereien beiwohnen. Anschließend wird das Saatgut ausgetauscht, um seine Vielfalt zu erhalten. Nur indem die Vielfalt erhalten bleibt, werden wir auf Klimaschwankungen oder andere tiefgreifende Veränderungen reagieren und unsere Ernährungsbasis nachhaltig sichern können, wird uns erklärt. Wir sind gespannt auf die kommenden Tage.
Nach dem Watunakuy-Fest werden wir weiter bloggen. Gute Nacht und bis bald!