»Ich hoffe, dass die Menschen sich der Bedeutung einer sicheren, sauberen und gesunden Umwelt bewusster werden«
Um den Wald zu schützen, stellt sich Cecep selbst Goldgräber*innen in den Weg
Alles, was die Bewohner*innen des Dorfes Cirompang brauchen, gibt ihnen der Wald. Um ihn zu schützen, diskutiert Cecep (22) mit Politiker*innen, ruft zu nachhaltigem Leben auf und stellt sich Goldgräber*innen in den Weg.
»Ich gehöre den Kasepuhan Cirompang an. Wir sind Teil des indigenen Volkes der Sundanesen. Seit Jahrhunderten leben wir in Harmonie mit der Natur und in Verbundenheit mit unseren Vorfahren.
Mein Dorf Cirompang liegt im Westen der Insel Java inmitten tropischer Hochlandwälder. Alles, was wir brauchen, gibt uns der Wald: Nahrung, Medizin, sauberes Wasser und einen Ort, der uns spirituell mit unseren Vorfahren verbindet.
Aber der Wald wird gerodet: für Holz, für den Anbau von Nutzpflanzen und für die Suche nach Bodenschätzen. Das zerstört die Fruchtbarkeit des Bodens und macht ihn anfällig für Erosion. Er lässt Überschwemmungen zunehmen und Reisfelder austrocknen. Die Bauernfamilien müssen erhebliche Ertragseinbußen hinnehmen. Die Folge sind Schulabbrüche und Unterernährung. Eltern können sich nicht mehr ausreichend um ihre Kinder kümmern, weil sie mit der Sicherung ihrer wirtschaftlichen Bedürfnisse überlastet sind. Einige sind in die Stadt gegangen, um mehr Geld zu verdienen.
Adat - Traditionen, Wissen, Regeln und Weisheiten
Seit 2018 bin ich bei der Kasepuhan Cirompang Indigenous Youth Community (Kisancang) aktiv. Die Gruppe ist Teil des Kasepuhan-Jugendnetzwerks, das sich für unsere Kultur, Bildung und gemeinschaftsbasierte Waldbewirtschaftung stark macht. In unserem Dorf organisieren wir Kampagnen und sprechen mit den Kindern über unsere Traditionen, eine gesunde Lebensweise und die Bedeutung der Artenvielfalt. Wir nennen das: kontextbezogene Adat-Erziehung. Adat, das sind Traditionen, Wissen, Regeln und Weisheiten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.
In der Regel werden die Interessen der indigenen Völker Indonesiens wirtschaftlichen Interessen untergeordnet. Deshalb setzen wir uns bei der lokalen und nationalen Regierung für Themen wie sauberes Wasser, Ernährungssouveränität und die Anerkennung des Adat-Gewohnheitsrechts ein.
»Es gibt viele Interessengruppen, denen unsere Aktionen nicht gefallen«
Es gibt viele Interessengruppen, denen unsere Aktionen nicht gefallen. Bergbauunternehmen, Holzfäller- und Politiker*innen fürchten, dass ihr Gewinn und ihr Einfluss schwinden. 2022 stellte Kisancang sich gegen einige Goldgräber*innen, die in unserem Gebiet schürfen wollten. Gemeinsam mit unserer Gemeinschaft gelang es uns, sie zu stoppen. Solche Aktionen sind nicht ohne Risiko. Aber da die meisten Mitglieder unserer Gemeinschaft und die Ältesten uns unterstützen, können wir dem Druck standhalten und das Gebiet sichern.
Wir tun, was wir können. Aber die Kinder und Jugendlichen Indonesiens brauchen die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft sowie der nationalen und lokalen Regierungen.
Kinderrechte in der Umweltpolitik verankern
Die Vereinten Nationen haben die Länder, die das Übereinkommen über die Rechte des Kindes ratifiziert haben, aufgefordert, unverzüglich Maßnahmen zum Schutz des Klimas und der Umwelt zu ergreifen. Jetzt muss Indonesien konkrete Schritte unternehmen und die Kinderrechte in der Umweltpolitik verankern. Dazu gehört, dass
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die Politik die Auswirkungen der Umwelt auf das Wohlergehen der Kinder berücksichtigt und sich für ihren Schutz einsetzt.
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kontextbezogene Umwelterziehung in die Lehrpläne integriert wird.
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Indonesien Maßnahmen ergreift, um Kinder vor den immer gravierenderen Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.
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Kinder an umweltrelevanten Entscheidungsprozessen beteiligt sind. Sie müssen das Recht haben, sich zu Themen zu äußern, die ihre Zukunft betreffen – und sie müssen gehört werden.
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bestehende Gesetze und Vorschriften zum Schutz von Umwelt und Kultur wirksam umgesetzt werden.
Ich hoffe, dass die Menschen sich der Bedeutung einer sicheren, sauberen und gesunden Umwelt bewusster werden.
Ich hoffe, dass die Gesellschaft es schafft, einen nachhaltigen Wohlstand zu erreichen, ohne weiter das Ökosystem zu zerstören.
Und ich hoffe, dass jede*r Einzelne seinen Beitrag leistet. Indem wir Energie sparen, Plastikmüll reduzieren und generell nachhaltiger leben: nicht so viele Kleidungsstücke kaufen zum Beispiel, den ökologischen Landbau fördern oder Lebensmittel aus der Region essen.
Gemeinsam müssen wir eine Kampagne gegen jedes System führen, das die Menschenrechte verletzt und die Umwelt zerstört.«
18.10.2023