Sweetie bringt Pädosexuellen hinter Gitter
Großer Erfolg für die Sweetie-Kampagne der niederländischen Schwestersektion von terre des hommes: In Australien wurde nun ein Pädosexueller für seinen Chat und die darin enthaltenen sexuellen Handlungen mit der computeranimierten Sweetie zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Obwohl der Australier nicht mit einem realen Mädchen chattete, reichte der Richterin der Vorsatz des Mannes: »Wenn Sie glauben, dass das ein neunjähriges Mädchen ist, dann ist uns das gut genug«.
Sweetie ist ein virtuelles philippinisches Mädchen, das im vergangenen Jahr zehn Wochen lang als Lockvogel für Pädosexuelle im Internet geschaffen wurde. Das Team hinter Sweetie hatte mit tausenden Männern gechattet, die in eindeutiger Absicht Kontakt zu der virtuellen Filipina aufnahmen. Das terre des hommes-Team sammelte Chat-Protokolle und verfolgte etwa 1.000 IP-Adressen von Männern und übergab diese Unterlagen Interpol zur weiteren Strafverfolgung. »Wir wollten zeigen, dass es sehr einfach ist, diese Form der Ausbeutung zu bekämpfen. Dazu müssen die zuständigen Behörden ihre Ermittlungsmethoden ändern und anpassen. Mit Sweetie haben wir gezeigt, dass es möglich und auch relativ einfach ist, Pädosexuelle aufzuspüren, zu identifizieren und vor Gericht zu bringen« erklärt Hans Guyt, der Projektleiter der Sweetie-Kampagne von terre des hommes Niederlande.
Nachfrage heizt das Geschäft an
Sexueller Missbrauch von Kindern vor der Webkamera (Webcam Child Sex Tourism) ist ein verstärkt auftretendes Phänomen. Nach Angaben der Vereinten Nationen und des FBI sind in jedem Moment 750.000 Pädosexuelle online auf der Suche nach minderjährigen Opfern. Für die betroffenen Kinder ist diese Form des Missbrauchs ebenso traumatisierend wie ein körperlich vollzogener Übergriff, davon zeugen die Symptome der Opfer. Ein Mitarbeiter aus dem Sweetie-Team berichtet, wie sehr ihn die Chats belastet haben – besonders der mit dem jetzt verurteilten Australier: »Er war sehr direkt. Einmal hat er gefragt, ob wir unsere fiktive achtjährige Schwester dazu holen könnten. Es war sehr schwierig, nachts ins Bett zu gehen, nachdem man mit diesem Mann interagiert hat«. Expert*innen gehen davon aus, dass die Zahl der Kinder, die durch Webcam-Kinderprostitution ausgebeutet werden, weiter steigt, denn die globale Nachfrage von Tätern und der Zugang zum billigen Internet auch in armen Ländern heizen das Geschäft weiter an.
22.10.2014