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Volle Konzentration auf die Ziele im Leben - durch Sport

Bildung für benachteiligte Kinder
Experten haben für das südafrikanische Bildungssystem den Notstand erklärt: Überfüllte Klassen, mangelhaft ausgebildete und unmotivierte Lehrer, fehlendes Unterrichtsmaterial, Missmanagement auf Seiten der Schulbehörden. Die Provinz Eastern Cape ist besonders betroffen. Hier fehlt ein Viertel der benötigten Lehrer und nur rund die Hälfte des Abschlussjahrgangs hat die Prüfung bestanden. Damit ist die Provinz im Bildungssektor nationales Schlusslicht.

Thuso steht mit verbundenen Augen vor seinen Mitschülern. Er soll die Stelle im Raum erreichen, an der ein roter Ball liegt. Um dorthin zu kommen, muss er den Anweisungen des »Captains« folgen. Zögernd geht der Zwölfjährige los und während anfangs noch die Stimme des Captains die Oberhand behält, steigern sich mit der Aufregung auch Lautstärke und Stimmenwirrwarr um Thuso herum – alle wollen ihn in die richtige Richtung lenken, doch dem Jungen fällt es immer schwerer, die Orientierung zu behalten.

Das Spiel, das die Mitarbeiter der Organisation »United through Sports (UTS)« an diesem Nachmittag in einer Schule im Township New Brighton der Hafenstadt Port Elizabeth organisiert haben, bringt aber nicht nur Spaß und Abwechslung. Es geht auch um die Vermittlung lebenswichtiger Fertigkeiten: Konzentration auf das, was wichtig ist, sich nicht von seinen Zielen im Leben ablenken lassen, aber auch klare Kommunikation und Vertrauen sind Stichworte, die in der anschließenden Diskussion fallen.

Diese und viele andere Themen gehören zu dem mehrmonatigen Programm, das UTS an mehr als 40 Schulen pro Jahr in der südafrikanischen Provinz Eastern Cape anbietet. Finanziell unterstützt wird UTS von terre des hommes und dem Volkswagen Konzernbetriebsrat. Für einige der Sechstklässler aus New Brighton, die fast alle aus sehr armen Verhältnissen stammen, wird sich damit die Tür in ein Leben mit ungeahnten Möglichkeiten öffnen: Denn die breit angelegten Kurse, die Sporttalent, Teamgeist, Gesundheit und soziale Kompetenz fördern, sind nur die erste Stufe einer Leiter: »Wir haben im nächsten Schritt rund 140 Kinder in unsere Junior School of Excellence aufgenommen, ein mehrjähriges Intensivprogramm. Es setzt sich zusammen aus Sporttrainings, persönlichem Mentoring und akademischer Förderung«, erklärt UTS-Direktor Nick Mould.

Das Konzept zeigt Wirkung: Im vergangenen Jahr haben sich die Englischkenntnisse um 75 Prozent gesteigert; im Bereich der »Lebenskompetenz«, also Einstellungen, Sozialverhalten, psychische Stabilität, hat UTS eine Verbesserung um rund 30 Prozent ermittelt. Konkret heißt das bspw., dass die Mädchen und Jungen sich selbst positiver einschätzen als früher. Sie geben an, dass ihnen das Lernen leichter fällt, aber auch, dass sie Konflikte anders angehen. Sport leistet dabei einen wichtigen Beitrag.

»Ich habe in diesem Jahr hart gearbeitet, denn ich weiß, wenn ich gute Noten bekomme und meine sportlichen Leistungen verbessere, kann ich auf eine gute Schule wechseln, ohne die hohen Gebühren dort zahlen zu müssen«, berichtet der 13-jährige Odwa Mzongwana. Odwas Zukunftsszenario ist die nächste Stufe der UTS-Leiter: die Aufnahme in ein Stipendienprogramm. Wer ein solches Stipendium erhält, wird fünf Jahre unterstützt und macht das Abitur an einer Qualitätsschule – mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, danach auf die Universität zu können.

Mit seinen Programmen will UTS den Jugendlichen vermitteln: Armut soll nicht bestimmend für das weitere Leben sein. Statt einen vorgezeichneten Weg zu gehen, auf dem schlechte Startbedingungen die Grenzen vorgeben, hat das Kind selbst die Möglichkeit, die Richtung zu beeinflussen. Wie bei Lindiwe Cezula: Die begabte 16-Jährige, deren Familie von weniger als 100 Euro im Monat lebt, geht dank UTS auf eine bessere Schule und hat nun große Pläne: »Ich möchte Anwältin werden und eine eigene Kanzlei haben. Ich möchte etwas tun, das mich und andere stolz macht.»

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