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Willkommen bei Freund*innen

terre des hommes-Ehrenamtliche unterstützen evakuierte Menschenrechts-aktivist*innen aus Afghanistan

Weil sie sich im Rahmen von terre des hommes-Projekten für die Rechte von Mädchen und Frauen engagierten, mussten sie aus ihrer Heimat fliehen. Nachdem im August letzten Jahres die radikal-islamistischen Taliban die Macht in Kabul übernommen hatten, war ihr Leben nicht mehr sicher. 23 Mitarbeiter*innen aus terre des hommes-Projekten und 45 ihrer Familienangehörigen konnten aus Afghanistan evakuiert werden. Schutz fanden sie in Osnabrück, Berlin, Neumünster, Stuttgart, Kassel, Frankfurt und Hamburg. Beim Ankommen und Sich-Zurechtfinden stehen ihnen Ehrenamtliche aus den lokalen terre des hommes-Gruppen zur Seite.

»Mohammad ist ein ganz bezaubernder junger Mann. Er ist nett, lustig und optimistisch«, schwärmt Barbara aus der Gruppe Hamburg von ihrem neuen Freund. Als sie die E-Mail aus der terre des hommes-Geschäftsstelle erhielt, in der die Vereinsmitglieder gefragt wurden, ob sie die aus Afghanistan evakuierten Projektmitarbeiter*innen unterstützen können – zum Beispiel bei der Wohnungssuche, der Beschaffung von Möbeln und Haushaltsgeräten oder bei Behördengängen – zögerte sie nicht lange: »Das war genau das Richtige für mich. Denn ich arbeite nicht mehr, ich habe meine Familie, ein Pferd, ein wunderbares Leben und viel freie Zeit. Da dachte ich: So, jetzt hast du wieder eine Aufgabe. Und mit terre des hommes hast du auch eine Institution im Rücken und bist nicht allein, wenn es Schwierigkeiten geben sollte.«

Die gab es bis jetzt nicht: Barbara hat Mohammad Hamburg gezeigt – den Hafen, die Elbphilharmonie, die Schiffe, die Innenstadt und das Rathaus. Sie hat mit ihm Deutsch gepaukt und Vorhänge genäht, denn in die Fenster der Zwei-Zimmer-Erdgeschosswohnung im Stadtteil Jenfeld, wo er mit drei weiteren jungen Geflüchteten aus Afghanistan wohnt, konnte jede und jeder hineinschauen.

Von Mohammads Fleiß und seiner Gastfreundschaft ist Barbara begeistert: »Er hat ganze Hefte vollgeschrieben mit deutschen Verben und die zeigt er mir dann. Immer wenn ich zu ihm komme, gibt es irgendwas zu essen oder Getränke. Seine Mitbewohner bringen alles auf leisen Sohlen ins Zimmer und verziehen sich dann wieder.«

Die Zuneigung ist gegenseitig. Mohammad sagt: »Mir fehlen die Worte, um Barbara zu beschreiben. Sie ist eine wunderbare Person. Wenn ich eine Frage habe, ist sie da und weiß immer eine Antwort.«

Zahlreiche Menschenrechtsverteidiger*innen in Afghanistan weiterhin gefährdet

68 Menschen konnten mit Hilfe von terre des hommes in Deutschland in Sicherheit gebracht werden. Sie müssen nicht durch das Asylverfahren und erhalten einen humanitären Aufenthaltstitel nach § 22 Satz 2 Aufenthaltsgesetz. Die Kosten für die Unterbringung und den Lebensunterhalt werden vom Jobcenter finanziert. Die meisten haben bereits Sprachkurse angefangen, ihre Kinder gehen zur Schule und in den Kindergarten.

Aber viele andere Menschenrechtsverteidiger*innen sind in Afghanistan immer noch großer Gefahr ausgesetzt. Sie werden bedroht und eingeschüchtert. terre des hommes ruft die Bundesregierung deshalb dringend auf, endlich all denen Zuflucht zu gewähren, die in Afghanistan gefährdet sind, weil sie sich für Menschenrechte, gegen die Zwangsverheiratung von Mädchen oder für die Rechte von Frauen eingesetzt haben.

»Auf die guten Ansätze im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung sowie im Aktionsplan Afghanistan von Außenministerin Baerbock müssen nun Taten folgen«, so Joshua Hofert, Programmchef bei terre des hommes. »Das geplante humanitäre Aufnahmeprogramm ist ein sinnvoller Baustein. Aber für Menschenrechtsverteidiger*innen, die heute akut von den Taliban bedroht werden, kommt dieses langwierige Verfahren möglicherweise zu spät. Daher fordern wir die Bundesregierung auf, die sogenannte Menschenrechtsliste wieder zu öffnen und gemeldete Fälle in einem unbürokratischen und transparenten Verfahren auf Basis von § 22 Satz 2 Aufenthaltsgesetz zu bearbeiten. Der Schutz muss dabei auch auf Angehörige jenseits der Kernfamilie ausgeweitet werden, da andernfalls zurückgelassene Familienmitglieder selbst zu Verfolgten werden könnten.«

Die Projektarbeit geht weiter

Auch wenn viele Mitarbeiter*innen aus terre des hommes-Projekten zurzeit keine Möglichkeit für ein annähernd sicheres Leben in Afghanistan sehen und das Land verlassen haben oder dies noch tun wollen – andere bleiben dort und die Projektarbeit ist mittlerweile wieder angelaufen.

»Wir von terre des hommes und unsere Partnerorganisationen vor Ort kennen die neuen Regeln der Taliban-Regierung und müssen uns damit zumindest teilweise arrangieren«, erklärt Joshua Hofert. »Das bedeutet zum Beispiel, dass Mädchen und Jungen getrennt zu unterrichten sind. Aber trotz allem arbeiten wir weiterhin darauf hin, dass Mädchen ebenso wie Jungen in einem würdevollen und selbstbestimmten Umfeld aufwachsen können und ihre Rechte kennen.« terre des hommes will die Projektarbeit in Afghanistan auf jeden Fall weiterführen. Denn die Menschen dort brauchen unsere Unterstützung mehr denn je.

17.02.2022

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