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40 Jahre terre des hommes in Indien. Ein Rückblick

Im Jahre 1975 eröffnete das terre des hommes-Programmbüro in Pune/ Indien. Seither wird die Arbeit von terre des hommes in Indien und in den Nachbarländern von den Mitarbeitern des Büros betreut. Aus Anlass des 40jährigen Bestehens werfen wir einen Blick zurück auf die Arbeit des Programmbüros.

Reiche Geschichte und große Konflikte

Indien wird durch eine sehr eigene und über 3.000 Jahre alte Kultur geprägt.  Das macht Indien auf der einen Seite zu einem interessanten und exotischen Reiseziel. Auf der anderen Seite ist das Leben von großer Armut und einem hierarchischen Kastenwesen geprägt. Die unteren Schichten werden unterdrückt und ausgebeutet. Das Bild von Indien zeigt sich dem Betrachter deshalb mit vielen Widersprüchen.

Gründung des Büros

In den ersten Jahren nach Eröffnung des terre des hommes-Büros in Pune lag der Schwerpunkt der Arbeit auf der Unterstützung von Waisenhäusern und Projekten für Straßenkinder sowie der Vermittlung von Kindern zur Adoption nach Deutschland. Doch schon bald setzte sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass nicht allein die Linderung der Not im Mittelpunkt des Engagements stehen könne, sondern auch der Kampf gegen die Ursachen eine Aufgabe von terre des hommes sein müsste. Daraus folgte schon bald eine Akzentverschiebung in der Projektarbeit zugunsten von Gemeindeentwicklungs- und Aufklärungsprogrammen. Es wurden Kooperationen mit gemeindebasierten Organisationen und mit Gruppen aufgebaut, die besonders unter der gesellschaftlichen Diskriminierung in Indien zu leiden haben. Zu diesen Gemeinschaften gehörten und gehören noch heute zum Beispiel Kleinbauern, Slumbewohnern, Dalits und Adivasis.

Um diese Arbeit besser koordinieren zu können, wurden weitere terre des hommes-Zweigbüros in in Delhi und Hyderabad eröffnet. Auch in den Nachbarländern Sri Lanka und Bangladesch entstanden neue Kontakte und Projekte, die vom Programmbüro in Pune betreut wurden.

Anwaltschaftsarbeit und Kinderrechte

Im Jahre 1989 ratifizierten die Vereinten Nationen die UN-Kinderrechtskonvention, die bis heute für terre des hommes von zentraler Bedeutung in der Projektarbeit ist. Indien hat die UN-Konvention und die darin formulierten Rechte von Kindern unterzeichnet. Vor diesem Hintergrund nutzt das terre des hommes-Koordinationsbüro die Konvention für die politische Anwaltschaftsarbeit im Land.
Anfang der 90er Jahre rückten so die Unterstützung von Kampagnen zu Themen wie Kinderarbeit, Rechtsgleichheit für Mädchen und Frauen sowie Fragen des Nutzungsrechts von Land und Wasser in dem Mittelpunkt der Arbeit. In den 90ern kam das Thema »Trafficking« (Kinder- und Menschenhandel) hinzu.

Bei dieser Kampagne ging es nicht nur um die Ausbeutung von Jungen und Mädchen  als Sexarbeiter, sondern auch um die Aspekte Kinderheirat und den Handel mit Arbeitssklaven. So thematisierte terre des hommes die Ausbeutung von Kindern in der Teppichindustrie, was in der deutschen Öffentlichkeit auf großes Interesse stieß. Gleichzeitig gelang es terre des hommes-Partnerorganisationen in Indien, Kinder aus den sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen zu befreit. Viele Jungen und Mädchen bekamen so mit Unterstützung von terre des hommes die Chance, eine Schule zu besuchen oder eine Berufsausbildung zu machen.

Humanitäre Hilfe

Zahlreiche Naturkatastrophen rückten in den 90er Jahren das Thema der humanitären Hilfe (Not- und Katastrophenhilfe) ins Blickfeld von terre des hommes. Immer häufiger wurden Regionen von Naturkatastrophen getroffen, in denen terre des hommes-Projekte unterstützt und Partner aktiv waren. Auch Indien wird immer wieder von Erdbeben und Überschwemmungen getroffen. Eine gigantische Katastrophe war der Tsunami 2004, der nicht nur in Indien zu riesigen Zerstörungen führte.

In allen Katastrophenregionen, in denen terre des hommes seit den 90er Jahren aktiv geworden ist, waren die verhandenen Kooperationsstrukturen von großem Vorteil: Die terre des hommes-Partnerorganisationen leben und arbeiten vor Ort. Sie kennen die regionalen Verhältnisse und sozialen Strukturen. Dank vorhandener Netzwerke vor Ort sind sie in der Lage, schnell und erfolgreich Hilfe zu leisten. Auch das terre des hommes-Koordinationsbüro in Indien konnte sich in der Vergangenheit auf diese Partnerstruktur stützen.

So im Jahre 2015, als schwere Erdbeben Nepal trafen und vor allem die Hauptstadt Kathmandu zerstörten. Mit Unterstützung der Partner in der Region kümmerte sich terre des hommes um die Versorgung von Frauen und Kindern sowie um den Bau von Notunterkünften. Unterstützt wurde in der weiteren Phase der Aufbau von Kindertagesstätten, in denen Jungen und Mädchen verpflegt und traumatisierte Kinder psychologisch betreut wurden.

Das Internationale Jugendnetzwerk

An der Arbeit von terre des hommes sind Kinder und Jugendliche aktiv beteiligt. So gibt es ein Internationales Jugendnetzwerk, das in Südasien gegründet wurde und durch das terre des hommes-Büro aktiv unterstützt wird. Das Thema »Zukunft« steht dabei im Mittelpunkt, wie das Engagement der Jugendlichen gegen Umweltzerstörung und den Klimawandel zeigt. Das Jugendnetzwerk betont die ökologische Verantwortung der älteren Generationen gegenüber der jüngeren: Ohne Zugang zu sauberem Wasser, zu einer intakten Umwelt und zu gesunder Nahrung können die folgenden Generationen ihre Menschenrechte nicht realisieren.

Ökologische Kinderrechte

Das Thema Ökologie - und damit insbesondere der Aspekt der »ökologischen Bürgerrechte« - rückt immer stärker in den Fokus der internationen Politik. Als Kinderhilfswerk konzentriert sich terre des hommes auf den Aspekt der »ökologischen Kinderrechte«. Aktiv setzt sich terre des hommes beim UN-Kinderrechtskomitee dafür ein, die ökologischen Kinderrechte in die Kinderrechtskonvention aufzunehmen. Die Erfahrungen des Südasienbüros und seiner Partnerorganisationen werden genutzt, um sie in die Anwaltschafts- und Lobbyarbeit von terre des hommes auf internationaler Ebene einfließen zu lassen. Auch die Forderungen des Jugendnetzwerkes in Südasien werden in diesen Prozess einbezogen. Die Netzwerk-Aktivisten haben so die Möglichkeit, ihre Rechte einzufordern und ihren Forderungen Gehör zu verschaffen.

Das terre des hommes-Büro kann mittlerweile auf eine 40jährige Geschichte zurückblicken. Viel wurde in dieser Zeit erreicht, doch bleibt noch viel zu tun. Der Klimawandel, der Kampf um sauberes Wasser und der Schutz von Kindern vor Gewalt werden terre des hommes genauso fordern, wie der Kampf gegen die Ausbeutung von Kindern. Und das nicht nur in Indien.

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