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Indien: Aktiv für die Rechte von Frauen und Mädchen

Die brutale Vergewaltigung und Ermordung einer indischen Studentin in Delhi am 16. Dezember bewegt die Menschen in Indien nach wie vor stark. Zahlreiche Partnerorganisationen von terre des hommes in Delhi, Chennai, Bangalore, Orissa und Pune beteiligen sich an der Debatte. Sie haben direkt nach dem Vorfall Protestmärsche organisiert, Demonstrationen abgehalten und mit Lichterketten der Studentin und den vielen weiteren Opfern von Missbrauch und sexueller Gewalt gedacht.

Die Organisation Ankur, terre des hommes-Partner mit Sitz in Delhi, wendet sich angesichts des anlaufenden Gerichtsverfahrens und der weit verbreiteten Stimmung in Indien gegen die Anwendung der Todesstrafe für die Angeklagten. Natürlich, so Ankur, müsse es eine abschreckende und der Tat angemessene Strafe für die Beschuldigten geben, die Todesstrafe könne aber keine Antwort sein. Ankur weist auf die gesellschaftliche Wirkung der breiten Protestwelle hin, die einen großen Teil der fragmentierten indischen Gesellschaft näher zusammengeführt habe.

Vielleicht, so erklärt die terre des hommes-Partnerorganisationen wie HAQ in Neu Delhi, entstehe aus den Protesten gegen dieses schreckliche Verbrechen eine Bewegung für die Respektierung der gleichberechtigten Rolle von Frauen. »Der Protest eint breite Teile der indischen Gesellschaft ungeachtet ihrer starken Zersplitterung nach Geschlechtern oder Arm und Reich«, heißt es in einem Bericht von HAQ über ihre derzeitigen Aktivitäten. Auch HAQ betont, dass zum einen ein rechtsstaatliches Verfahren für die Angeklagten sichergestellt sein muss und es keine Schnellverfahren geben dürfe, dass aber die zahllosen weiteren aktenkundigen Fälle von Vergewaltigung und anderen Formen sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen dringend aufgearbeitet werden müssen.

Einig sind sich die terre des hommes-Partnerorganisationen darin, dass nur ein Bewusstseinswandel in der indischen Gesellschaft und die Anerkennung der Rechte von Mädchen und Frauen Abhilfe gegen die permanente Praxis sexueller Übergriffe schaffen kann. »Bei Übergriffen, Belästigungen und Vergewaltigungen kriegen grundsätzlich wir die Schuld wegen unseres vermeintlichen Fehlverhaltens und werden so vom Opfer zum Täter“ – so sagen es die Mädchen in einem Berufsausbildungszentrum, das die terre des hommes-Partnerorganisation HWA unterstützt. Diese Perspektive zu verändern ist das Ziel vieler der insgesamt knapp 100 Projekte, die terre des hommes in Indien fördert.

Besonders in ländlichen Regionen, wo die herrschenden Traditionen noch stärker verankert sind als in den Metropolen Delhi und Mumbai, ist diese wichtige Arbeit von großer Bedeutung.Im Bundesstaat Rajasthan im Norden Indiens hat terre des hommes mit Unterstützung der Partnerorganisation Swera und kofinanziert durch das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein Dreijahresprogramm gestartet. In 20 Dörfern der Distrikte Tonk und Ajmer, wo drei Viertel aller Frauen und Mädchen Analphabetinnen sind und von den wenigen eingeschulten Mädchen die meisten den Unterricht nach der dritten Klasse wieder abbrechen und stattdessen meist zwangsverheiratet werden, unterstützt Swera Bildung und Aufklärungsmaßnahmen gegen die Diskriminierung der Mädchen. Ziel ist es, dass auch Frauen in den Gemeindeversammlungen mitreden und gehört werden. Sie werden gestärkt und dabei ermutigt, selbst Vorschläge zur Überwindung ihrer Diskriminierung einzubringen. Die Behörden sollen Anzeigen wegen sexueller Belästigung und Beschwerden über Polizei und dörfliche Autoritäten endlich ernst nehmen und ihnen nachgehen. Swera will erreichen, dass 80 Prozent der Mädchen der Altersgruppe zwischen sechs und zwölf Jahren eingeschult werden und drei Viertel von ihnen die Abschlussprüfung der Klasse acht erreichen.

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