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Ein Land im Aufbruch?

Indonesien: Wirtschaftliche Entwicklung um jeden Preis

Indonesien ist ein Land mit riesigem Entwicklungspotential. So sieht es ein »Masterplan zur Beschleunigung und Expansion der wirtschaftlichen Entwicklung«, den Indonesiens Premier Susilo Bambang Yudhoyono per Dekret im Jahr 2011 erließ. Bis zum Jahr 2025 soll das Land voll entwickelt sein. Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und große Energie- und Infrastrukturprojekte bilden das Rückgrat dieser beispiellosen Entwicklungsanstrengung.

Der Masterplan der Regierung verspricht allen Indonesiern Wohlstand. Die Menschen aus dem Weiler Ciwaluh, unweit der Stadt Bogor auf der Insel Java gelegen, werden kaum daran teilhaben. Ganz in der Nähe von Ciwaluh wird an einer Autobahn gebaut, die das Gebiet erschließen soll. Doch sie führt mitten durch das Wassereinzugsgebiet des Flusses Cisadane, einer Lebensader für die Bewohner und für das angrenzende Ökosystem. Die meisten Menschen leben von den Fischen im Fluss und benötigen das Wasser zur Selbstversorgung und für die Landwirtschaft. Außerdem soll ein Wassertourismuspark entstehen, der größte seiner Art in ganz Südostasien, wie die Investoren betonen. Doch Wasser ist knapp, der Cisadane ist im Vergleich zu früher ein schmales Rinnsal. Die ortsansässige Agroindustrie sowie lokale Unternehmen entziehen illegal Wasser. Zudem ist die Wasserqualität kritisch, wie das Umweltministerium bereits mehrfach feststellte. Die größten Verschmutzungsquellen sind der Hausmüll, der im Fluss entsorgt wird, und die Abwässer der Industrie.

Die Organisation RMI, das »Indonesische Institut für Wald und Umwelt«, engagiert sich gegen die zunehmende Umweltzerstörung. Ziel ist es, die Menschen in der Region in Fragen des nachhaltigen Umgangs mit Wasser fortzubilden. Über das RMI, das von terre des hommes unterstützt wird, können sich junge Umweltschützer zusammenschließen. Die Jugendlichen haben bereits ein großes »Green Camp« auf die Beine gestellt: Sie pflanzen Bäume zur Stabilisierung des Flussufers, sammeln und recyceln Müll und überwachen den Zustand des Flusses.

»Neben der Umweltzerstörung ist in der Gegend vor allem die Landfrage ein zentrales Thema«, sagt Mardha Tillah, Mitarbeiterin von RMI. »Um der wirtschaftlichen Entwicklung willen werden viele Menschen Platz machen müssen.« Private Investoren haben sich bereits jetzt große Flächen von Land entlang der Autobahn gesichert. Sie müssen dabei keinen Zwang anwenden. Firmenvertreter brachten Koffer voller Geld mit, um die Bauern zum Verkauf ihres Landes zu bewegen. Die Aussicht auf schnelles Geld ist verlockend. Uwa Yas, einer der Dorfältesten, erklärt, wie die Bauern denken: »Sie geben uns Ziegel und Zement, so können wir ein schickes neues Haus bauen. Vorher haben wir Bambus benutzt. Dafür geben wir einen Teil unseres Landbesitzes. Wir können immer noch anbauen, auch wenn das Land uns nicht mehr gehört; wir pachten es jetzt. Der Handel ist nicht schlecht.«

Doch so simpel ist die Sache nicht. Durch die Pacht reduziert sich das Einkommen der Bauern. Vor allem verlieren sie die Kontrolle über das Land, ihre langfristige Existenzgrundlage. RMI geht in die Gemeinden und klärt die Menschen über die Folgen auf, wenn sie ihr Land verkaufen. Denn die Einkommensunsicherheit hat schwerwiegende Folgen, vor allem auch für Kinder. Der 14-jährige Ismat möchte weiter zur Schule, doch das wird schwierig. »Unser Familieneinkommen liegt zusammen bei etwa 100 Dollar im Monat. Das muss für meine Eltern, drei weitere Familienmitglieder und mich reichen.« Wenn sie nur mehr Land hätten, um selbst anzubauen, müsste er sich keine Sorgen darüber machen, dass er arbeiten muss, statt zur Schule zu gehen, da ist sich Ismat sicher. Doch die Menschen in Ciwaluh tragen bislang nur die Kosten des wirtschaftlichen Aufschwungs. Ihr Land gehört nun den Investoren.

Das Indonesische Institut für Wald und Umwelt RMI ist Partner der Kampagne »Unsere Flüsse, unser Leben«, die terre des hommes gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in sieben Ländern in Südostasien unterstützt.

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