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Philippinen: Der Gewalt entkommen

Ein Ausweg für Mädchen wie Jana

Für viele Mädchen in der philippinischen Großstadt Davao City erscheint ein Leben auf der Straße besser als ihr Zuhause. Denn dort herrschen Enge, Streit und Gewalt.

In ihrem Wohnviertel in Davao City kennen sie alle: die 14-jährige Jana, auch »Ang Kawatan« genannt, zu Deutsch: die Diebin. Die meiste Zeit verbringt sie mit ihrer Mädchengang auf der Straße. Denn zu Hause gibt es nur Streit und eine ständig schimpfende Tante. Jana ist Waise und lebt zusammen mit drei älteren Geschwistern im unteren Raum einer Baracke. Oben wohnt die Tante mit ihrer Familie.

Seit Jana sechs Jahre alt ist, verkauft sie Essen auf der Straße, bringt den Müll der Nachbar*innen weg oder weist Autos in Parkplätze ein. Und sie klaut – bei der Polizei hat sie bereits eine stattliche Akte. Der älteste Bruder arbeitet auf dem Bau und unterstützt die Geschwister. Es reicht für wenige Kilo Reis und ein paar Konservendosen in der Woche.

»In der Coronakrise brauchen uns die Mädchen mehr denn je«

Um Mädchen wie Jana kümmern sich die acht Beschäftigten des terre des hommes-Partners Tambayan: Sie besuchen die Familien, helfen bei ihren Problemen und motivieren die Kinder, einen Schulabschluss und eine Ausbildung zu machen. Oft mit Erfolg.

Tambayan arbeitet stets eng mit den Mädchenbanden zusammen: Mit Sport-Events und Workshops werden Fairness und Gewaltfreiheit trainiert. Im Projekt lernen die Mädchen ihre Rechte kennen. Dabei werden auch Eltern, Lehrkräfte, Polizei und Behörden miteinbezogen. Wegen des Corona-Lockdowns mussten die Hilfsmaßnahmen an die Situation angepasst werden: Tambayan konzentriert sich nun auf kleinere Veranstaltungen, Hausbesuche und Online-Gespräche. »Das Wichtigste ist, dass wir weiterhin für die Mädchen da sind«, sagt Charlyn Nadong, die früher selbst zu einer Mädchengang gehörte und heute bei Tambayan arbeitet. »Sie brauchen uns jetzt mehr denn je.«

Auch Jana hat durch das Team von Tambayan Hilfe erfahren. Sie fasste Vertrauen und erzählte einer Sozialarbeiterin, dass sie von ihrem Bruder und ihrem Onkel sexuell missbraucht wurde. Gegen den Bruder aussagen will sie jedoch nicht, denn er ernährt mit seinem Einkommen die Geschwister. Und ihre Tante glaubt ihr nicht. Sie sagt, wenn der Onkel jemanden vergewaltigt hätte, dann sicher nicht sie, sondern eine ihrer Schwestern. Denn die seien viel hübscher als sie.

Inzwischen hat Jana dank Tambayan ihr gewaltsames Zuhause verlassen können. Sie lebt nun in einem Heim für missbrauchte Kinder. Die Mitarbeiterinnen von Tambayan stehen ihr weiterhin zur Seite.

 

29.07.2021

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