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Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen fordert Vorrang für Kinderrechte beim Umgang mit Umweltgiften

Vom 30. November bis 7. Dezember 2015 stattete Baskut Tuncak, der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte, gefährliche Chemikalien und Abfälle, Deutschland einen offiziellen Besuch ab. Neben zuständigen Ministerien und Behörden traf er auch mit Industrieverbänden, Chemiekonzernen und Nichtregierungsorganisationen wie terre des hommes zusammen, um sich einen Eindruck vom Umgang Deutschlands mit Umweltgiften aus menschenrechtlicher Perspektive zu machen. Ein Schwerpunkt seiner Reise: der Schutz der Kinderrechte. Kinder sind besonders empfindlich gegenüber Umweltgiften. Studien belegen, dass weltweit zwar die Kindersterblichkeit zurückgeht, aber gleichzeitig das Risiko chronischer Krankheiten, verursacht durch die Belastung mit Umweltgiften in der frühen Kindheit, wächst.

Baskut Tuncak wies bei seinem Besuch daraufhin, dass Kinder heute oft hunderte giftige Substanzen in sich tragen, die sie über die Luft, die Nahrung oder das Trinkwasser aufnehmen. Gefährliche Stoffe stecken auch in Konsumprodukten wie Spielzeugen. Der ständige Kontakt mit Umweltgiften kann zu Krebs, Diabetes oder auch einer Beeinträchtigung der Gehirnfunktionen führen. Manchmal liegen zwischen der Belastung in kritischen Entwicklungsphasen und dem Krankheitsausbruch Jahrzehnte. Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen kritisierte, dass in Deutschland nicht immer alle wichtigen Informationen zu den gesundheitlichen Folgen bestimmter Chemikalien für Kinder verfügbar oder zugänglich sind. Außerdem zeigen Spielzeugtests, dass gesetzlich festgelegte Grenzwerte teilweise überschritten werden. Deutsche Konzerne exportieren weiterhin Pestizide in alle Welt, obwohl ihre Verwendung in der EU bereits verboten ist. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern wächst der Bedarf an Chemikalien, obwohl häufig die technischen und finanziellen Voraussetzungen fehlen, um angemessene Schutzvorkehrungen zu treffen. Bei der Festlegung gesetzlicher Standards und ihrer Überprüfung sowie bei Herstellung, Einsatz, Export und Beseitigung von gefährlichen Substanzen ist der Schutz des Kinderrechts auf Gesundheit und Entwicklung zu priorisieren, so der UN-Berichterstatter.

terre des hommes setzt sich für einen besseren Kinderrechtsschutz in der Umweltpolitik ein. Im September 2016 veranstaltet terre des hommes mit dem UN-Kinderrechtsausschuss eine große Fachkonferenz zum Thema.

11.12.15