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»Wir machen Druck auf Politik und Strafverfolgungsbehörden«

Die »Sweetie«-Kampagne: Interview mit Hans Guyt, Leiter der terre des hommes-Kampagne gegen internationale Webcam-Kinderprostitution

Was ist nach dem Start der Kampagne »Sweetie« geschehen? Wie war die Resonanz seitens nationaler oder internationaler Behörden?

Mit der Kampagne »Sweetie« wollen wir dazu aufrufen, die wachsende Webcam-Kinderprostitution zu stoppen und Kinder besser vor dieser neuen Form sexueller Ausbeutung zu schützen. Die Reaktionen auf diese Kampagne waren sowohl national als auch international überwältigend. In den Niederlanden fanden diverse Treffen mit Polizei und Staatsanwaltschaft statt, auf denen wir vorgestellt haben, wie wir vorgegangen sind, um mit Hilfe der virtuellen Kunstfigur »Sweetie« im Internet in Kontakt mit Menschen zu treten, die virtuellen Sex mit Kindern suchen.

Auch mit Europol und Interpol sind wir im Gespräch. Sie verhalten sich im Moment noch zögerlich und betonen natürlich zu Recht, dass die Untersuchungen zu Kriminalfällen in der alleinigen Verantwortung von Strafverfolgungsbehörden liegen müssen. Dem kann nur zugestimmt werden: es ist ihre Aufgabe und nicht die von uns als Kinderhilfsorganisation! Ein Ziel unserer Kampagne war es ja gerade, die Strafverfolgungsbehörden genau dazu aufzufordern und im Bereich des Kindesmissbrauchs in Chatrooms aktiv zu werden! Gleichzeitig gehen Dutzende Anfragen von Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt ein, die von uns weitere Informationen über die angewandte Methodik haben möchten.

Was ist mit den IP-Adressen der 1.000 Computernutzer geschehen, die im Zuge der Recherchen von terre des hommes identifiziert wurden?

Das Dossier mit den 1.000 identifizierten Adressen wurde Europol und Interpol am 4. November in Den Haag übergeben. Es ist nun die Aufgabe der nationalen Polizeibehörden der jeweiligen Länder, die Informationen zu beurteilen und eigene Untersuchungen durchzuführen. Die Information, die terre des hommes zur Verfügung stellte, ist für eine erfolgreiche Strafverfolgung allein noch nicht ausreichend, weil die Unterhaltung der Täter mit »Sweetie« in dem Moment abgebrochen wurde, in dem es gelungen war, ihre Identität festzustellen. Es wurden keine sexuellen Handlungen vorgenommen, und es floss kein Geld, sondern es gibt »nur« den Beleg, dass der Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit die Absicht hatte, ein Kind virtuell zu missbrauchen. Auch wenn eine Absicht keine Tat darstellt und juristisch leicht zu hinterfragen ist: Unsere Daten sind mehr als ausreichend, um polizeiliche Untersuchungen zu rechtfertigen. Möglicherweise sind die Täter auch bereits aktenkundig, sei es im Zusammenhang mit früheren pädophilen Straftaten oder anderen Untersuchungen der Polizei.

Wie wird die Kampagne auf den Philippinen aufgenommen, wo Webcam-Kinderprostitution ja ein besonders großes Problem ist und terre des hommes mit seinen Partnern ausführlich recherchiert hat?

Auf den Philippinen traf die Kampagne auf riesige Zustimmung. Die Berichterstattung der philippinischen Medien war sehr positiv, ebenso die Reaktion philippinischer Nichtregierungsorganisationen, aber auch der Abteilung Internetkriminalität der philippinischen Polizei. Beim Senat wurden Resolutionen eingereicht, um sofortige Maßnahmen gegen diese neue Form der Ausbeutung von Kindern zu ergreifen. Das Presseamt des Präsidenten der Philippinen äußerte zunächst Besorgnis um das Image des Landes, zeigte sich dann aber zunehmend offen gegenüber unserer Kampagne.

Welches sind die nächsten Schritte der Kampagne?

Die Medien zeigen weiterhin großes Interesse an dem Thema. BBC, Channel Four und der »Guardian« in Großbritannien sowie NBC in den USA arbeiten an Dokumentationen über internationale Webcam-Kinderprostitution und die Arbeit von terre des hommes. Das ist sehr wichtig für uns, denn die Medien werden eine zentrale Rolle spielen, wenn es darum geht, Druck auf die Polizei und politische Entscheidungsträger auszuüben, um diesen Kindesmissbrauch einzugrenzen. Sehr wichtig dabei ist zudem, dass es öffentlich eine massive Unterstützung für unsere Petition gegen Webcam-Kinderprostitution gibt, die AVAAZ organisiert hat. Deshalb bitten wir dringend darum, die Petition zu unterzeichnen und zu verbreiten.

Außerdem möchten wir die Strafverfolgungsbehörden bei ihren Untersuchungen und Ermittlungen so gut als möglich unterstützen. Unsere Recherchemethode werden wir gegenüber interessierten Strafverfolgungsbehörden offenlegen.

Der Clip zur Sweetie-Kampagne

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