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Ein Dorf muss weichen

Kohle ist für Kolumbiens Regierung die »Lokomotive der wirtschaftlichen Entwicklung«. Für die Menschen von El Hatillo ist der Abbau des »schwarzen Goldes« hingegen existenzbedrohend. El Hatillo liegt in der nordkolumbianischen Region Cesar. Anfang der 1990er Jahre begann man in der 600-Seelen-Gemeinde mit dem Kohleabbau. Heute ist El Hatillo von fünf Minen umzingelt. Fast alle Dorfbewohner leiden wegen der Kohlestaubentwicklung an chronischen Entzündungen, Organschädigungen und Atemwegserkrankungen. Besonders die Kinder, denn die Schadstoffe können in der Wachstumsphase bleibende Schäden verursachen. Früher gab es in El Hatillo gesunde Luft zum Atmen, sauberes Wasser, Gemüsefelder und saftige Wiesen. Doch dieser Naturreichtum wurde durch die Folgen des Kohleabbaus weitgehend verseucht oder zerstört. Die Familien können sich heute nicht mehr selbst ernähren und sind auf Lebensmittelhilfe angewiesen.

Im Jahre 2010 ordnete die Umweltbehörde die Umsiedlung und Entschädigung der Bewohner an. Die Bergbau-Unternehmen sollten dafür die Kosten tragen. Fünf Jahre nach der Entscheidung bezeichnete der UN-Kinderrechtsausschuss die Umweltbelastungen in El Hatillo als Missachtung der Kinderechte und forderte die kolumbianische Regierung unverzüglich zum Handeln auf. terre des hommes hatte den Fall vor das UN-Gremium gebracht. Doch bürokratische Hürden und die Untätigkeit der Firmen haben dazu geführt, dass die Dorfbewohner nun schon seit zehn Jahren verzweifelt auf eine Lösung warten. Gemeinsam mit anderen Nichtregierungsorganisationen macht terre des hommes deshalb erneut auf die Situation aufmerksam und sucht dafür die Unterstützung der Vereinten Nationen.

Der Fall El Hatillo verdeutlicht, wie ein auf ungezügelte Ausbeutung natürlicher Ressourcen ausgelegtes Entwicklungsmodell den Betroffenen buchstäblich den Boden unter den Füßen wegzieht. terre des hommes hat deshalb die Kampagne »My Planet My Rights« gestartet, die das Ziel hat, schweren Formen der Umweltzerstörung wie dem Kohleabbau in Kolumbien durch die Anerkennung und Stärkung des Kinderrechts auf eine gesunde Umwelt vorzubeugen.

Vor Ort unterstützt der terre des hommes Projektpartner PAS die Dorfbewohner*innen bei ihrem Kampf um Entschädigung. Nicht nur die Erwachsenen des Dorfes, sondern auch die Kinder und Jugendlichen haben sich zusammengeschlossen und formulieren ihre Forderungen. Unter ihnen ist die 20-jährige Gina, die sich in einer von PAS unterstützten Umweltgruppe in El Hatillo engagiert. »Unsere Regierung arbeitet Hand in Hand mit denen, die uns vergiften«, berichtet sie. Trotzdem glaubt sie an den Erfolg ihres Engagements. Lächelnd fügt sie hinzu: »Hätte ich eine Zauberkugel, würde ich die Minen verschwinden lassen. Für immer.«

 

14.01.2021

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