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Wasser ernten, Zukunft säen

Mit traditionellem Wissen gegen die Folgen des Klimawandels

Peru ist eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder. Dürreperioden werden länger, Überschwemmungen verheerender. Die Andengletscher - überlebenswichtig für die Wasserversorgung der 33 Millionen Peruaner*innen - schmelzen. Die Bauernfamilien des Hochlandes kämpfen gegen sinkende Erträge. Die Zahl der unterernährten Kinder steigt. Immer mehr Menschen geben auf und suchen ihr Glück in den Städten.

Gemeinsam mit Partnerorganisationen unterstützt terre des hommes die Bauernfamilien auf dem Land dabei, mit Hilfe nachhaltiger Anbaumethoden ihre Erträge zu steigern und Zukunftsperspektiven für sich und ihre Kinder zu entwickeln. Mit Erfolg: Die Projektgemeinden verzeichnen keine Abwanderung. Im Gegenteil. In einigen ziehen sogar wieder Menschen zu. Eine Organisation, die dazu maßgeblich beiträgt, ist die Asociación Bartolomé Aripaylla (ABA).

ABA wurde 1992 von den beiden Agraringenieurinnen Marcela und Magdalena Machaca gegründet. Nach dem Studium waren sie in ihre Heimatgemeinde Quispillaccta zurückgekehrt, deren 13 Dörfer im Süden Perus auf bis zu 4.000 Metern Höhe liegen. Hier begannen sie, alte Kenntnisse zu sammeln, befragten Dorfälteste und Schaman*innen. Ihr Ziel: das Leben der  Dorfbewohner*innen zu verbessern – mit modernen Erkenntnissen und dem traditionellen Wissen der indigenen  Gemeinschaften. Zum Beispiel darüber, wie man Wasser erntet.

»Water harvesting«, so der englische Begriff, ist das Sammeln von Regenwasser. Die Machacas gingen noch einen Schritt weiter: Sie wollten Wasser züchten. Gemeinsam mit ihren Nachbar*innen legten sie in Höhenlagen Regenrückhaltebecken an. Sie führen das ganze Jahr über Wasser, das langsam in die tieferen Erdschichten sickert und mit Hilfe einer Pflanze »geerntet« werden kann: Putaqa. Mit ihren meterlangen Wurzeln zieht sie Grundwasser an die Oberfläche. Und zwar so viel, dass um die hohe Pflanze mit den breiten, dunkelgrünen Blättern herum kleine Quellen entstehen. So gelingt es den Bauernfamilien, Wasser in der Nähe ihrer Felder zu »züchten«.

Wie das Wasser, das Tropfen für Tropfen in tiefere Erdschichten sickert, hat sich die Erkenntnis, dass traditionelle Methoden moderne Probleme lösen können, langsam, aber stetig im ganzen Land verbreitet. Neben der Wasserernte zählt dazu auch die Vielfalt auf den Äckern. Allein in Quispillaccta gibt es dank ABAs Engagement heute über 120 Kartoffelsorten, dazu 19 Sorten Quinoa und über 200 Sorten Mais.

Im Lauf der Jahre hat ABA über 3.000 »Wissenskarten« zusammengetragen. Auf ihnen finden Bauernfamilien Ratschläge zur Wettervorhersage, Anleitungen für die biologische Behandlung von Pflanzen- und Tierkrankheiten sowie die besten Anbautechniken bei schlechten Böden und extremer Hanglage. ABA kämpft für den Schutz von Quellen und Wasserspeicherzonen, hat Schulbücher auf Quechua entwickelt und setzt sich auf politischer Ebene ein für die ökologischen Rechte von Kindern und Jugendlichen sowie die Anerkennung traditionellen Wissens. Schließlich sind viele der alten Anbaumethoden besser an die regionalen Gegebenheiten angepasst als Neuentwicklungen der Agrarindustrie. Zudem ermutigt ABA Jungen und Mädchen dazu, sich für ihre Rechte starkzumachen. Kinder- und Jugendgruppen sind
entstanden, die sich für »Buen Vivir« einsetzen, für das »Gute Leben«.

Ihr Engagement zeigt Wirkung: ABAs Methoden sind mittlerweile wissenschaftlich anerkannt. Immer wieder besuchen Studierende die Projekte. Selbst Politiker*innen, die die Industrialisierung der Landwirtschaft lange als Allheilmittel ansahen, beginnen umzudenken. 2017 hat die Regierung ein nationales Programm zur Wasserzucht aufgelegt. Ein erster Schritt, der Millionen Peruaner*innen helfen könnte, mit den Folgen des Klimawandels zu leben.

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