Zum Inhalt springen

Sie sind hier:

»Ich will Wissenschaftlerin werden und Neues entwickeln«

Fatima Almosawi* war 2014 mit ihrer Familie vor den Gräueltaten des IS aus ihrer Heimatstadt Baidschi nach Kirkuk geflohen. Doch die Angst blieb. Ein IS-Kämpfer bedrohte die Irakerin am Telefon, monatelang. Über ein Programm des Instituts für Auslandsbeziehungen machte Fatima 2016 ein Praktikum bei terre des hommes in Osnabrück. Vier Jahre später haben wir sie wiedergetroffen.

Wie geht es dir?

Mir geht es gut! Ich wohne noch immer in Osnabrück. Ich liebe diese Stadt. Und ich bin im ersten Semester eines Masterstudiengangs in Chemieingenieurwesen. Wegen Covid-19 sind alle Vorlesungen online. Das macht es für mich schwer. Man kann sich nicht treffen und Fragen diskutieren. Im Juli sind Prüfungen, deshalb lerne ich gerade sehr viel. Aber ich will den Master in zwei Jahren schaffen. Nicht länger. Als ich in Deutschland ankam, musste ich viele Dinge neu lernen. Das hat viel Zeit gebraucht. Ich will endlich arbeiten. Ich hoffe, dass alle Flüchtlinge arbeiten oder studieren können und nicht aufgeben. Es ist schwer, wenn man bei null anfängt. Aber wenn man immer weitermacht und weitermacht und Hoffnung hat, können alle Wünsche und Träume in Erfüllung gehen. Daran glaube ich! Besonders für Frauen. Denn Frauen haben in meiner Heimat leider nicht so viel Freiheit wie in Deutschland. Man kann diese Freiheit in einer sehr positiven Art und Weise nutzen.

Als du in Deutschland ankamst, konntest du die Sprache nicht. Du hast über Kurse des Jobcenters und später an der Hochschule Osnabrück weitergelernt, bis du dich um einen Studienplatz bewerben konntest.

Am Anfang hatte mich die Uni abgelehnt, weil ich kein Praktikum im Chemieingenieurwesen in Deutschland vorweisen konnte. Ich hatte im Irak einen Bachelor in diesem Fach gemacht und auch schon gearbeitet. Aber eine bestätigte und detaillierte Beglaubigung dieser Arbeit zu erhalten, hätte ewig gedauert. Später bekam ich doch eine Zulassung. Ich kann das Praktikum während des Studiums nachholen. Ich habe mich unglaublich gefreut. Ich suche auch schon, aber ich weiß nicht, ob das angesichts von Corona klappen wird.

Was möchtest du nach deinem Studium machen?

Ich will Wissenschaftlerin werden und Neues entwickeln. Das wünsche ich mir: dass ich dazu beitragen kann, den Fortschritt in der Wissenschaft und im Ingenieurwesen voranzutreiben – vor allem, weil in dem Bereich in der Regel Männer arbeiten. Ich will diese Regel brechen.

Hast du deine Familie seit deiner Ankunft in Deutschland mal wieder besucht?

Nein. Ich habe eine Aufenthaltserlaubnis, deshalb dürfte ich gar nicht in den Irak reisen. Ich habe aber auch zu große Angst. In Deutschland ist es sicher. Das ist es, was ich suche: Sicherheit. Ohne Angst schlafen zu können. Natürlich denke ich viel an meine Familie. Eine meiner Schwestern arbeitet als Krankenschwester in Kirkuk und kümmert sich auch um Corona-Patienten. Sie trägt Schutzkleidung. Trotzdem mache ich mir natürlich Sorgen.

 

Fatima Almosawis Geschichte lesen Sie hier.

*Name geändert

Zurück zum Seitenanfang

Bleiben Sie doch noch einen Moment –
und abonnieren Sie unseren Newsletter!

Jetzt anmelden!

Bleiben Sie informiert.
Abonnieren Sie unseren Newsletter!

Jetzt anmelden!