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Ein paar Stunden Sicherheit

Lampedusa: Sichere Räume für Kinder im terre des hommes-Aufnahmelager

Das Aufnahmelager für Flüchtlinge auf der italienischen Insel Lampedusa. Ein einfach eingerichteter Raum, in der Mitte liegt ein gelber Teppich. Kinder liegen darauf, manche malen, manche schlafen. Der gelbe Teppich ist »die sichere Insel«. Mitarbeiter der italienischen Schwesterorganisation terre des hommes erklären das den Kindern, die hier jeden Tag ankommen und manchmal wochenlang bleiben müssen: Hier kannst du aufatmen, du kannst malen, lesen, träumen, dich ausruhen, sagen sei ihnen. Wenn du weinen willst, kannst du das tun. Vielleicht willst du etwas erzählen oder fragen?

Freiraum für Kinder

Der Teppich ist wichtiger Teil eines »sicheren Raums für Kinder«, den terre des hommes im Rahmen seines Hilfsprojektes für Flüchtlingskinder eingerichtet hat. Der Raum ist der einzige Ort im überfüllten und hektischen Auffanglager, wo Mädchen und Jungen Ruhe finden können. Hier können sie ein paar Stunden am Tag tun, was sie möchten, und sie finden in den qualifizierten Betreuern Erwachsene, die nur für sie da sind, zuhören und keine Angst vor den Gefühlen, der Wut und Angst der Kinder haben. Ein Freiraum für Kinder, die sich oft um ihre Eltern sorgen und deshalb Vater oder Mutter ihre Ängste und Sorgen nicht zeigen wollen.

»Sie sind erschöpft, und es fehlen ihnen die Worte, um auszudrücken, was sie bewegt«, erklärt Lilian Pizzi, die Psychologin im terre des hommes-Team. »Die Kinder erleben heftige und oft widersprüchliche Gefühle: Glück, endlich irgendwo angekommen zu sein. Angst, denn sie haben auf ihrer Flucht Schreckliches erlebt und finden sich nun in einer völlig unbekannten Umgebung wieder. Schuldgefühle, denn sie haben überlebt, Familienangehörige und Freunde aber sind gestorben. Großes Heimweh und Sehnsucht nach Geborgenheit. Mädchen wie Jungen, kleine wie große Kinder zeichnen immer wieder ihre Mutter – eben das, was ihnen am wichtigsten ist«, sagt Lilian Pizzi.

Die eigenen Gefühle verstehen

Die Kinder im Auffanglager haben erlebt, wie ihr Zuhause durch Krieg und Terror zerstört wurde und sie alles aufgeben mussten, um ihr Leben zu retten. Die Flucht war ein neues Schrecknis. Die Menschen, die es bis Lampedusa schaffen, kommen meist über Libyen. Sie haben die Sahara durchquert, und sehr viele wurden in Libyen verhaftet, bis sie oder Angehörige ein Lösegeld für ihre Freilassung bezahlten. Andere mussten hart arbeiten, um das Geld für die Überfahrt aufzubringen. Die Überfahrt auf kaum seetüchtigen Schiffen bedeutet Lebensgefahr, und die Menschen haben Todesangst durchlitten. Die Mütter, die mit ihren Kindern fliehen konnten, sind oft selbst krank und völlig verängstigt. Viele Frauen werden auf der Flucht Opfer sexueller Gewalt. Hinzukommen Schuldgefühle, die eigenen Kinder durch die Flucht in Gefahr gebracht zu haben. »Wir sprechen mit den Frauen und versuchen, sie zu beruhigen«, erklärt Lilian Pizzi. »Wir vermitteln ihnen, dass es normal ist, wenn Kinder nach solchen Erlebnissen durcheinander sind, schlecht schlafen und Alpträume haben. Die eigenen Gefühle und ihre Kinder zu verstehen entlastet die Mütter.«

Auf Lampedusa können bis zu 1.400 Kinder und 400 Mütter von italienischen terre des hommes-Mitarbeitern betreut werden. Die Arbeit im Auffanglager begann erst nach intensiven Verhandlungen mit der italienischen Regierung, die den Zugang zum Lager genehmigen musste. Die terre des hommes-Schwesterorganisationen aus der Schweiz, Holland, Italien und Deutschland tragen das Projekt gemeinsam und treten gegenüber ihren Regierungen und der EU dafür ein, dass Flüchtlingskinder ihre vollen Rechte erhalten

 

11.02.2014

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