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Corona: Millionen Kinder werden arbeiten müssen

»Ich will wieder zur Schule gehen«, sagt Ravi, »ich will lernen«. Der zwölfjährige Junge und seine Familie leben in einem Armenviertel der Stadt Devanagere im indischen Bundesstaat Karnataka. Ravi ging in die sechste Klasse der öffentlichen Schule seines Viertels. Bis Corona Indien erreichte. Alle Schulen machten von einem Tag auf den anderen zu, Ravis Eltern verloren sofort ihre Arbeit als Putzfrau und Müllsammler. Damit die Familie etwas zu essen hat, arbeitet Ravi seither auf einer Baustelle. Das ist zwar illegal, wegen der Ausgangssperre und weil Kinderarbeit verboten ist. Doch der Junge bringt von der Baustelle jeden Tag 250 Rupien nach Hause, etwa drei Euro, mit denen die Familie Lebensmittel kaufen und über die Runden kommen kann. Ein Schulbesuch ist für Ravi erstmal in weite Ferne gerückt.

Wie Ravi könnte es vielen Kindern gehen. »Für Millionen Kinder in armen Ländern hat die Coronakrise das Gesicht von Hunger und Ausbeutung«, so Birte Kötter, Vorstandssprecherin von terre des hommes. »Sie sind gezwungen, Geld zu verdienen, damit Familien nicht hungern.« Während Schulen und Kinderschutzprogramme wegen der weltweiten Ausgangssperren geschlossen und Polizei und Behörden vor allem mit dem Kampf gegen die Pandemie beschäftigt sind, nutzen Geldverleiher die Situation aus und vergeben Darlehen mit Zinsen von bis zu 20 Prozent pro Woche. Weil die Familien die Zinsen nicht zahlen, geschweige denn die Schuld tilgen können, fordern die Geldverleiher über kurz oder lang, dass ein Familienmitglied die Schuld abarbeitet. Oft sind das die Kinder, die dann in Ziegeleien, auf Baustellen oder bei Farmern schuften.

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Kinderarbeit am 12. Juni warnt das terre des hommes vor einem massiven Anstieg von Kinderarbeit. terre des hommes-Partnerorganisationen beobachten in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas eine deutlich sichtbare Zunahme: In großen Städten sind mehr Kinder zu sehen, die betteln. Auf Plantagen und Farmen arbeiten Schulkinder mit ihren Eltern. Kinder verkaufen Gemüse oder Obst auf den Straßen. Es steht zu befürchten, dass in ärmeren Ländern viele Mädchen und Jungen den Anschluss an Bildung komplett verlieren und nicht mehr in die Schulen zurückkehren werden, da sie zum Familieneinkommen beitragen müssen oder die Familien sich den Schulbesuch nicht mehr leisten können.

terre des hommes fordert, dass die Belange armer und benachteiligter Kindern in den Corona-Hilfsprogrammen mit Priorität berücksichtigt werden: Um negative Folgen wie Kinderarbeit zu verhindern, sind Nahrungsmittelhilfen oder Direkthilfen für bedürftige Familien wichtig. Die Schulöffnungen nach den Lockdowns sollten von Wiedereinschulungskampagnen begleitet werden, um den Schulabbruch von Kindern zu verhindern. Und international agierende Unternehmen müssen ihre Lieferketten stärker kontrollieren, um die Ausbeutung von Kindern zu verhindern.

 

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