Zum Inhalt springen

Sie sind hier:

»Arbeitende Kinder können nicht in einem Wort beschrieben werden«

Interview mit Looniva (14) aus Nepal

Im Rahmen des Programms »Dialogue Works«, das terre des hommes gemeinsam mit der Kindernothilfe durchführt, fand kürzlich die »Globale Zusammenkunft arbeitender Kinder« in Kigali/Ruanda statt. 63 arbeitende Kinder und Jugendliche aus 16 Ländern nahmen teil, tauschten sich aus, diskutierten miteinander, führten Workshops durch und konnten sich kreativ betätigen - fünf Tage, vollgepackt mit neuen Erfahrungen. Teilgenommen hat auch die 14-jährige Looniva aus Nepal. Sie ist Mitglied eines »Children’s Advisory Committee« (CAC), einem lokalen Beratungskomitee arbeitender Kinder und Jugendlicher.

Erzähl etwas über Dich. Woher kommst Du? Wie sind Deine Lebensumstände? Hast Du Geschwister, lebst Du in einer Großfamilie?
Ich komme aus Lalitpur in Nepal. Meine Lebenssituation ist ziemlich durchschnittlich. Ich habe eine Schwester. Nein, ich lebe nicht in einer Großfamilie.

Wie läuft ein normaler Tag bei Dir ab? Um wie viel Uhr stehst Du auf, wie viele Stunden arbeitest Du? Gehst Du auch zur Schule?
An einem normalen Tag stehe ich auf, erledige Hausarbeiten. Dann gehe ich zur Schule. Wenn ich zurückkomme, erledige ich weitere Hausarbeiten. Ich stehe morgens um fünf auf und arbeite dann drei bis vier Stunden am Morgen und etwa drei Stunden am Nachmittag, Wenn ich mit den Hausarbeiten fertig bin, mache ich meine Schulaufgaben. Zur Schule gehe ich von zehn bis um 14 Uhr.

Hast Du auch Freizeit?
Ja, außer am Samstag, denn dann arbeite ich länger als an den anderen Tagen. Sonst habe ich täglich etwa zwei freie Stunden, an denen ich machen kann, was ich will.

Welchen Job hast Du? Und was magst Du an diesem Job?
Ich bin Hausmädchen und arbeite bei meinen Verwandten. Ich kann alles tun, was ich will, zum Beispiel zur Schule gehen und lernen, an den CAC-Sitzungen teilnehmen und vieles mehr. Das sind die Dinge, die ich an meinem Job mag.

Wie viele Stunden arbeitest Du in einer normalen Woche?
In einer normalen Woche arbeite ich ca. 42 Stunden, dazu kommt dann noch die zusätzliche Arbeit an den Samstagen.

Unterstützt Du Deine Familie mit Deinem Verdienst?
Nein, dafür verdiene ich nicht genug. Ich erhalte nur einen kleinen Geldbetrag (etwa 2.500 bis 3.000 Rupien; rund 20 Euro) zum Fest Dashain, wenn ich meine Familie besuche. Und das ist auch nur einmal im Jahr.

Was denkst Du über arbeitende Kinder? Was brauchen sie am meisten?
Arbeitende Kinder können nicht in einem Wort beschrieben werden. Es können Kinder sein, die arbeiten müssen, um eine Mahlzeit am Tag zu haben, oder es sind Kinder, die einfach nur ihren Eltern helfen wollen. Oder solche, die aus Eigeninteresse arbeiten. Sie alle brauchen Unterstützung von den Erwachsenen, um ihre grundlegenden Rechte wahrnehmen zu können, wie Bildung, Unterkunft, Essen usw.

Warum hast Du an der Konferenz teilgenommen?
Zum einen, weil es mich interessiert hat. Und die Mitglieder meiner Gruppe meinten, sie sähen mein Potential, als ihre Vertreterin zu sprechen und als Vertreterin eines jeden arbeitenden Kindes, Sie glaubten, dass ich einen weltweiten Beitrag zum Thema Kinderarbeit leisten könnte.

Wie bist Du hergekommen?
Als CAC-Mitglied wurde ich von allen örtlichen CAC-Gruppen meines Distrikts zur Teilnahme an der Konferenz vorgeschlagen. Dann wurde eine Wahl durchgeführt, ich wurde gewählt, und so wurde ich Teil der Konferenz.

Wie hast Du die Konferenz wahrgenommen? Denkst Du, einige Dinge könnten sich ändern?
Die Konferenz war genau die Plattform, die wir brauchen, um uns auszudrücken, neue Ziele zu entwickeln, unsere Erfolge kennenzulernen und mit Freund*innen zusammenzutreffen, die meine Situation so gut verstehen. Ja, es werden sich Dinge verändern, da wir uns für mehr Themen einsetzen und alle arbeitenden Kindern über ihre grundlegenden Rechte informieren und für sie kämpfen können.  Und zusätzlichen können wir nun auch global arbeiten und etwas erreichen.

Was können Politiker*innen tun, um die Lebensumstände arbeitender Kinder zu verbessern?
Politiker*innen sind auch Interessenverter*innen für arbeitende Kinder. In Nepal, aber auch in vielen anderen Ländern, gibt es Gesetze und Strategien zu Kinderarbeit, die gut sind und es scheint, sie könnten Kinderarbeit insgesamt abschaffen. Aber sie werden nicht wirklich angewandt, was sehr schlimm ist. Die Politik sollte dafür sorgen, dass die Gesetze angewandt werden und den Eltern Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen, damit sich die Kinderarbeit rapide verringert werden kann.

 

30.01.2023

Zurück zum Seitenanfang

Bleiben Sie doch noch einen Moment –
und abonnieren Sie unseren Newsletter!

Jetzt anmelden!

Bleiben Sie informiert.
Abonnieren Sie unseren Newsletter!

Jetzt anmelden!