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Perspektiven für die Kinder im Nordirak

Parlamentarische Anhörung: terre des hommes und SOS Kinderdörfer in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin

Es wird noch lange dauern, bis sich die Lebenssituation der Kinder im Nordirak normalisiert. Was können Nichtregierungsorganisationen dazu beitragen, was muss die Politik leisten, um hierfür die Bedingungen zu schaffen? Über diese Fragen diskutierten Abgeordnete des Deutschen Bundestages mit Vertreterinnen und Vertretern von terre des hommes und SOS Kinderdörfer in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin am 21. November.

Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, betonte in ihrer Eingangsrede die problematische Situation des Landes: rund 8,7 Millionen Menschen, etwa ein Viertel der gesamten Bevölkerung des Irak, seien auf internationale Hilfe angewiesen. Flachsbarth wies darauf hin, dass ihr Ministerium allein in diesem Jahr rund 290 Millionen Euro für den Aufbau in der Region zur Verfügung stelle und plane, für die Ausbildungsförderung junger Menschen internationale Konzerne wie Siemens mit einzubinden. Im anschließenden Podiumsgespräch zwischen Abgeordneten des Bundestages und Experten von terre des hommes und SOS Kinderdörfer war man sich darüber einig, dass die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen im Nordirak von besonderer Dringlichkeit sei, unterschiedliche Vorstellungen herrschten hinsichtlich der Erwartungen an schnelle Verbesserungen der Lage in der Region. Peter Bumke, Experte der terre des hommes-Partnerorganisation Trauma Aid, widersprach der Annahme, dass mit der weitgehenden Überwindung der IS-Herrschaft in der Region die Voraussetzung für eine schnelle gesellschaftliche Entwicklung gegeben seien. Eine ganze Generation traumatisierter Menschen, die zudem unter der bedrückenden Alltagserfahrung des Mangels an Gesundheitsversorgung, Schule und Bildung und der Diskriminierung von Frauen und Mädchen litt, brauche dringend psychosoziale Hilfen, das Land stehe erst am Anfang einer allmählichen gesellschaftlichen Entwicklung. Hier setze die Arbeit von terre des hommes und SOS Kinderdörfer ein, die den Kindern zugutekomme, die in Lagern oder bei privaten Familien lebten und für deren Betreuung in Sozialarbeiter und Therapeuten investiert werde. terre des hommes betreue auch Jugendliche, die auf Seiten des IS gekämpft hätten und aus kurdischen Gefängnissen entlassen worden seien; SOS Kinderdörfer konzentrierten sich besonders auf die Gemeinschaft der Jesiden. Ottmar von Holtz, Bundestagsabgeordneter der Grünen, unterstützte den Ansatz und bezeichnete es als Aufgabe staatlicher Politik, hierfür die Rahmenbedingungen zu setzen. Ebenso wie Peter Bumke widersprach er der von Volkmar Klein, Abgeordneter der CDU-Fraktion, geäußerten Erwartung einer baldigen Exit-Strategie der internationalen Staatsengemeinschaft: Nichtregierungsorganisationen und staatliche Gebernationen sollten im Gegenteil in den gesellschaftlichen Aufbau des Mittleren Ostens stärker investieren; die Region sei entscheidend für die Zukunft Europas.

Joshua Hofert, Mitglied des Präsidiums von terre des hommes, betonte in seinem Schlusswort die Chance für terre des hommes und SOS Kinderdörfer, gemeinsam ihre Möglichkeiten zur Förderung von Kindern in den Mittelpunkt zu stellen und den Aufbau einer Zivilgesellschaft zu unterstützen. Langfristig Perspektiven für den Irak entstünden, wenn es gelinge, die heutige Generation der Kinder zu fördern und zu stärken, die als Erwachsene den gesellschaftlichen Wiederaufbau des von Krieg und Gewalt zerrissenen Landes in die Hand nehmen könnten.

 

21.11.2018

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