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Zwangsarbeit im Haushalt

Die Zwangsarbeit von Kindern als Personal in Haushalten ist ein weit verbreitetes Phänomen. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation ILO gelten Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren als Hausangestellte, wenn sie Aufgaben des Haushalts für einen Arbeitgeber oder eine dritte Person übernehmen – ganz gleich ob sie dafür bezahlt werden oder nicht.

Nach dieser Definition arbeiteten 2008 weltweit über 15,5 Millionen Kinder in Haushalten. Von diesen sind 10,5 Millionen aufgrund ihres jungen Alters, der hohen Anzahl von Wochenstunden oder der Art und Gefährlichkeit der Arbeit von ausbeuterischer Kinderarbeit betroffen. Dabei sind Mädchen in allen Altersgruppen deutlich überrepräsentiert; sie machen  mehr als 71 Prozent der betroffenen Kinder aus.

Totale Kontrolle

Kinder, die als Hausangestellte arbeiten, befinden sich in einer Situation, in der sie besonders leicht ausgebeutet werden können. Sie leben oft fernab ihrer Heimat direkt im Haus ihrer Arbeitgeber, wo sie jederzeit für diesen greifbar und kontrollierbar sind. Viele haben extrem lange Arbeitszeiten und leisten körperlich schwere Arbeit, sie haben kaum Freizeit und sind gesellschaftlich isoliert.

Hausangestellte gehören allgemein zu den am schlechtesten bezahlten Berufsgruppen, und minderjährige Hausangestellte werden in der Regel noch schlechter bezahlt als Erwachsene. Ihre Tätigkeit wird oft nicht als Arbeitsverhältnis angesehen, sondern beispielsweise als eine sozial anerkannte Möglichkeit für Mädchen, wichtige Fähigkeiten für ihre zukünftige Rolle als Ehefrau und Mutter zu sammeln.

Meist beginnen Kinder ihre Arbeit als Hausangestellte, weil die ökonomische Situation ihrer Familie es erfordert: In vielen Fällen verbinden sie ihre Arbeit jedoch auch mit dem Wunsch, dadurch weiterhin oder erstmals eine Schule besuchen zu können. Diese Hoffnung wird aber oft nicht erfüllt, der Anteil von Schulkindern ist unter den Hausangestellten niedriger als unter anderen Gruppen von arbeitenden Kindern.

Zwangsarbeit in Haiti: Restavek

Die Versklavung von Kindern als Hausdiener ist in Haiti ein großes Problem. Bei der sogenannten »Restavek«-Praxis sammeln Vermittler Kinder auf dem Land ein und bringen sie zu Familien in den Städten. Schätzungen zufolge ist in Haiti bis zu jedes zehnte Kind von Restavek betroffen. Die Aufgaben der Kinder umfassen alle Haushaltsarbeiten, gewöhnlich müssen sie dafür im Morgengrauen aufstehen und 70 bis 80 Stunden pro Woche arbeiten.

Schätzungsweise 20 Prozent der Restaveks ist es erlaubt, eine Schule zu besuchen. Viele von ihnen sind unterernährt und bekommen zu wenig Schlaf; eine medizinische Versorgung gibt es nicht. Zu dieser Vernachlässigung kommen Diskriminierung und Gewalt hinzu: Dies reicht von Schlägen und Schikanen bis hin zum sexuellen Missbrauch in ca. 30 Prozent der Fälle.

Die Ursachen für das Restavek-System liegen vor allem in der Armut. Auf dem Land ist die Gefährdung der Menschen noch größer als in Städten, da extreme Wetterereignisse wie Orkane ganze Ernten mit einem Schlag vernichten können und Eltern sich gezwungen sehen, ihre Kinder als Restaveks wegzuschicken. Durch das schwere Erdbeben im Jahr 2010 hat sich die Situation weiter verschlechtert. Besonders Frauen und Kinder, die noch immer in haitianischen Binnenflüchtlingscamps leben, sind gefährdet, Opfer dieses Menschenhandels zu werden.

Zwangsarbeit in Nepal: Kamalari

In Nepal gibt es eine Tradition, nach der junge Mädchen aus der Ethnie der Tharu in Südnepal mehrere Jahre als Haushaltshilfen bei Familien von Grundbesitzern oder in städtischen Haushalten arbeiten. Viele von ihnen beginnen zu arbeiten, noch bevor sie 14 Jahre alt sind, und werden nicht oder kaum entlohnt. Oftmals schicken Familien ihre Töchter als sogenannte Kamalari fort, um dringend benötigte Kredite zu erhalten, etwa um Arztkosten zu bezahlen.

Über diese Summen hinaus wird den Mädchen oft kein Geld gezahlt, obwohl sie häufig sieben Tage die Woche von morgens bis abends arbeiten müssen. Sie übernehmen in vielen Fällen die gesamte Hausarbeit der Familie oder sogar mehrerer Familien, stehen vor allen anderen auf und gehen als letzte zu Bett. Da sie meist in den Haushalten ihrer Arbeitgeber leben, sind sie zu jeder Zeit verfügbar und haben keine Möglichkeit, sich vor Ausbeutung zu schützen.

Ex-Kamalaris gründen Nichtregierungsorganisation Eine Bewegung von ehemaligen Kamalaris engagiert sich mit zunehmendem Interesse der Öffentlichkeit für die Abschaffung der »Tradition« und hat schon einige Erfolge erzielt. Mehrere Distrikte haben sich zu Kamalari-freien Distrikten erklärt und viele Mädchen wurden aus zum Teil schlimmsten Verhältnissen befreit. Dennoch gibt es immer wieder Fälle von Selbstmorden und »Unfällen« unter Kamalaris, die unter dem Druck und der Ausbeutung zusammenbrechen.

terre des hommes schützt Hausmädchen

  • In den Heimatdörfern werden die Familien darüber informiert, welchen Risiken ihre Kinder als Hausmädchen ausgesetzt sind.
  • Die Schulausbildung für die Mädchen in den Dörfern wird zum Beispiel in Mali mit Kleinsparprogrammen für die Mütter unterstützt. Ergebnis: Deutlich weniger Töchter ziehen als Hausangestellte in die Städte.
  • In lokalen Radiosendungen wird einer breiten Öffentlichkeit die prekäre Situation von Hausangestellten erläutert und über die Kinderrechte informiert.
  • Unsere Partnerorganisationen fordern von der Regierung, einen besseren Schutz und die Sicherung der Rechte von Hausmädchen.
  • terre des hommes sorgt dafür, dass sich die Hausangestellten austauschen können, damit sie aus der Isolation herauskommen.
  • In Hauswirtschaftskursen werden die Mädchen für ein besseres Gehalt qualifiziert.
  • terre des hommes-Mitarbeiterinnen kontrollieren die Arbeitsbedingungen der Hausmädchen vor Ort durch Hausbesuche.
  • Fortbildungskurse für die Arbeitgeber und die Hausmädchen klären über Rechte und Pflichten beider Seiten auf.

Projektbeispiel

Die Organisation APSEF setzt sich im westafrikanischen Mali für die Rechte junger Hausangestellter ein. mehr