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AnkER-Zentren: Kein Ort für Kinder

terre des hommes-Studie über die Situation in AnkER-Zentren

»Wir arbeiten daran, dass Rückführungen möglichst aus den Erstaufnahmeeinrichtungen erfolgen können; denn wir wissen: Wenn Menschen erst einmal durch ehrenamtliche Helfer in Kommunen integriert sind, dann ist die Rückführung sehr viel schwerer.« Diese Worte sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Februar 2017 und beschrieb damit sehr deutlich das damals neue Konzept der AnkER-Einrichtungen: Ankunfts-, Entscheidungs- und Rückführungszentren unter einem Dach. Doch welche Bedingungen finden nach Deutschland geflüchtete Menschen dort vor, wie ist die Situation in der Unterkunft? Wie werden sie versorgt, können die Kinder schnell zur Schule oder in die Kita? Diesen Fragen geht terre des hommes in der Studie »Kein Ort für Kinder« nach.

Die derzeitige gesetzliche Regelung sieht vor, dass nach Ankunft in Deutschland alle geflüchteten Menschen in einer Aufnahmeeinrichtung untergebracht werden. Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gibt es zusätzlich die Möglichkeit, durch Jugendämter in Obhut genommen zu werden. Nur Personen mit einer sogenannten guten Bleibeperspektive dürfen diese wieder verlassen und außerhalb der Aufnahmeeinrichtungen kommunal untergebracht werden. Alle anderen sollen letztlich zeitnah aus den Aufnahmeeinrichtungen ausreisen bzw. abgeschoben werden. Auch wenn nicht alle Einrichtungen »AnkER-Zentrum« genannt werden, stößt der geschilderte Kerngedanke mittlerweile in vielen Bundesländern auf Zustimmung. Dahinter steckt die Absicht, die Verwaltungsverfahren so zu verbessern, dass die Frage des Bleiberechts einfach zu klären ist. Demgegenüber stehen die individuellen Lebenswege und Fluchtgründe der Kinder und Jugendlichen, und ihre verbrieften Rechte. Die Entscheidung über ein Aufenthaltsrecht ist in vielen Fällen von zahlreichen Faktoren abhängig, die im Rahmen der Zeit in der Aufnahmeeinrichtung nicht zu klären sind.

terre des hommes hat besonders die Aufenthaltsbedingungen von Kindern und Jugendlichen in AnkER-Zentren untersucht. Das Ergebnis: AnkER-Zentren schaden der Integration und sind kein Ort für Kinder. Die AnkER-Zentren sind große Einrichtungen, in denen Hunderte Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer, Familien und Alleinstehende, junge und alte Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern zusammenleben. Die räumliche Enge, das Miterleben von Gewalt und Abschiebungen und die permanente Unsicherheit sind eine enorme psychische Belastung. Meistens fehlt ein Zugang zu Schule oder Kita, der auch durch Ersatzmaßnahmen in den Aufnahmeeinrichtungen nicht aufgefangen werden kann. Auch die baulichen Gegebenheiten und die Ausgestaltung der Räume werden den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen oft nicht gerecht. Die Aufnahmeeinrichtungen bieten keine Möglichkeit, um auf die besonderen Belange der geflüchteten Kinder und Jugendlichen in ihren individuellen Lebenswegen und Fluchtgründen eingehen zu können. terre des hommes fordert deshalb eine Verkürzung der Wohnpflicht in den Erstaufnahmeeinrichtungen auf maximal vier Wochen. Diese kürzere Frist würde Kindern und Jugendlichen den Zugang zu den Regelsystemen wie Schule und Kita ermöglichen und damit die Integration der gesamten Familie spürbar erleichtern. Der Gesetzgeber ist gefordert, bundesweite Regelungen zu schaffen, so dass geflüchtete Kinder und Jugendliche nicht länger als dringend nötig in Aufnahmeeinrichtungen verbleiben müssen.

 

 

 

Kein Ort für Kinder
Zur Lebenssituation von minderjährigen Geflüchteten in Aufnahmeeinrichtungen

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