Mit Taten, Geld und Worten
terre des hommes verstärkt Hilfe für Flüchtlingskinder
Mit rund 600.000 Euro verstärkt terre des hommes die Hilfe für Flüchtlingskinder im In- und Ausland. Gefördert werden Projekte in der Krisenregion Nahost, entlang der Transitroute der Flüchtlinge nach Europa und insbesondere in Deutschland.
Hier werden zahlreiche lokale Initiativen unterstützt, in deren Mittelpunkt die Hilfe für Kinder steht: Sie betreuen Mädchen und Jungen in Erstaufnahmeeinrichtungen und unbegleitete Minderjährige. Sie vermitteln Flüchtlingskinder in Schulen und Kindergärten, arrangieren Sprachkurse, psychosoziale Hilfen und Therapien für traumatisierte Kinder.
In Hamburg sorgt beispielsweise das Wohnschiffprojekt Altona dafür, dass etwa 300 Flüchtlingskinder in den Sammelunterkünften spielen und lernen können. Sie üben Deutsch, erkunden ihre neue Heimat und es wird ihnen bei der Integration in Schulen und Kindergärten geholfen.
In Berlin unterstützt terre des hommes den Verein Xenion dabei, Bürgerinnen und Bürger, die Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge übernehmen und sich um deren rechtliche und soziale Anliegen kümmern wollen, zu suchen, zu vermitteln, zu schulen und zu begleiten. Bisher konnten 85 Vormünder für 140 Mädchen und Jungen gewonnen werden. Mit zusätzlichen Mitteln kann Xenion nun auch dafür sorgen, dass traumatisierte Flüchtlingskinder schnell qualifizierte Hilfe bekommen. Außerdem werden Lehrkräfte und Kindergärtner geschult, damit sie Traumata von Kindern erkennen und mit ihren Auswirkungen umgehen können.
In Thüringen baut der Verein Refugio einen Sozialdienst für minderjährige Flüchtlinge auf, der ihnen beim Asylverfahren und beim Zugang zu elementaren Sozialleistungen hilft.
In Oberhausen betreut der Kinder- und Kulturkreis Mädchen und Jungen in den Flüchtlingsunterkünften der Stadt: Hausaufgabenhilfe, Sprachkurse und Nähkurse werden geboten, Eltern werden bei Lehrergesprächen, beim Kennenlernen von Kindergärten, bei Arztbesuchen oder Behördengängen begleitet.
Dies sind nur einige der 15 Projekte für Flüchtlingskinder, die terre des hommes zurzeit in Deutschland fördert. Viele davon wurden durch ehrenamtliche Mitglieder gestartet und leben stark von deren Engagement. Auch außerhalb der finanziell geförderten Projekte sind Ehrenamtliche von terre des hommes an vielen Orten aktiv in der Flüchtlingshilfe.
terre des hommes hilft aber auch in anderen Ländern, zum Beispiel in den kurdischen Provinzen im Nordirak, wo über eine Million syrische und irakische Flüchtlinge Schutz vor dem Krieg und dem Terror der IS-Milizen suchen. Das Kinderhilfswerk steht hier mehr als 3.000 Mädchen und Jungen zur Seite, von denen viele Gewalt und den Tod von Angehörigen erlebt haben: Es werden psychosoziale Lern- und Freizeitspiele angeboten und Kinder mit Symptomen schwerer psychischer Belastung werden an Fachkräfte vermittelt. terre des hommes sorgt auch dafür, dass die Flüchtlingskinder trotz der prekären Situation provisorischen Schulunterricht bekommen: Mit Kleinbussen fahren die Lehrerinnen und Lehrer in die Wohngebiete der Flüchtlinge und unterrichten in arabischer, englischer und kurdischer Sprache.
Unsere Schweizer Schwesterorganisation Terre des hommes in Lausanne hilft Flüchtlingen in Berkasovo, einer Stadt an der serbisch-kroatischen Grenze. Helferinnen und Helfer der serbischen Terre des hommes-Partnerorganisation Novi Sad Humanitarian Center (NSHC) verteilen warme Kleidung an mehrere Hundert Flüchtlinge, die der nächtlichen Kälte schutzlos ausgeliefert sind. Für die Kinder gibt es als kleine Freude in all den Strapazen ein Spielzeug. »Viele Eltern sagen, dass sie ihre Kinder das erste Mal seit Wochen Lachen sahen, als das Spielzeug verteilt wurde«, so Danijela Korać-Mandić, Mitarbeiterin von NSHC. »Wir tun, was wir können, aber es reicht bei weitem nicht angesichts der großen Zahl von Menschen, die hier täglich neu ankommen.«
Politik zum Schutz von Flüchtlingskindern
Auf politischer Ebene setzt sich terre des hommes sowohl in Deutschland als auch international für den Schutz von Flüchtlingskindern ein. So wurde 2012 gemeinsam mit Schwesterorganisationen aus der Schweiz, Italien, Holland und anderen Ländern die Kampagne »Destination Unknown – Protect Children on the Move« gegründet. Mittlerweile gehören dieser Kampagne 40 Organisationen an, die zusammen rund 400.000 Flüchtlings- und Migrantenkindern zur Seite stehen und sich politisch für deren Interessen einsetzen.
Beispielsweise auf dem Globalen Forum zu Migration und Entwicklung (GFMD), das vom 12. bis zum 16. Oktober in Istanbul stattfand und zu dem 150 Delegierte von Regierunen und internationalen Organisationen sowie über 250 Vertreter aus der Zivilgesellschaft gekommen waren. Ignacio Packer, Generalsekretär der Internationalen terre des hommes-Föderation, machte in seiner Rede vor dem versammelten Plenum deutlich, dass die in der Kinderrechtskonvention verbrieften Rechte nicht durch ausländerrechtliche Regelungen eingeschränkt werden dürfen. Die Verhaftung von Migrantenkindern sei unakzeptabel und Familien gehörten zusammen.
Für terre des hommes steht fest: Ganz gleich wo ein Kind geboren wurde und welchen Aufenthaltsstatus es hat – jedes Mädchen und jeder Junge haben das Recht auf Bildung, bestmögliche Gesundheit und Schutz vor Ausbeutung und Gewalt.
16.10.2015