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Bundesweite Protestaktion: Neue Bundesregierung soll AnkER-Zentren abschaffen!

Mit einer Protestaktion in verschiedenen Städten haben terre des hommes, PRO ASYL, Jugendliche ohne Grenzen, die Landesflüchtlingsräte und 100 weitere Organisationen und Initiativen die künftige Bundesregierung aufgefordert, die AnkER-Zentren abzuschaffen, da in diesen die Rechte von Kindern und ihrer Familien verletzt werden. »Aufnahmeeinrichtungen und AnkER-Zentren sind kein Ort für Kinder und kein Ort für Erwachsene«, heißt es in dem gemeinsamen Aufruf. Statt Isolation und Entrechtung brauche es faire Asylverfahren und gleiche Rechte für alle Kinder, die in Deutschland lebten.

»Die Kinderrechte scheinen in Deutschland nicht zu gelten.«

Hassan ist seit vier Jahren in Deutschland und lebt in einer Aufnahmeeinrichtung: »Ich mache eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Aber ich habe keinen Platz zum Lernen, um meine Prüfung vorzubereiten. Die Kinderrechte scheinen in Deutschland für uns nicht zu gelten«, sagte er auf der Veranstaltung am Brandenburger Tor. »Ich bin ein normaler Berliner Jugendlicher, doch wie ich hier leben muss, kann sich kein anderer Jugendlicher vorstellen. Wir müssen nachts die Schreie von Kindern hören, die von der Polizei geholt und abgeschoben werden. Damit müssen wir leben lernen«.

»Die räumliche Enge in AnkER-Zenten und Aufnahmeeinrichtungen, das Miterleben von Gewalt und Abschiebungen und der Mangel an Privatsphäre und Bildungsmöglichkeiten widersprechen den in der UN-Kinderrechtskonvention niedergelegten Kinderrechten«, erklärte Birte Kötter, Vorstandssprecherin von terre des hommes. Besonders Frauen, Kinder und Familien leiden unter diesem System. Die oftmals weit abgelegenen Einrichtungen führen zur Isolation und Entrechtung der Betroffenen. Es gibt kaum Zugänge zu psychosozialer Versorgung für traumatisierte oder psychisch belastete Menschen und zu regulären Kitas und Schulen, die für die Bildung von Kindern elementar sind. Die eingeschränkten Möglichkeiten zur Vorbereitung der Asylverfahren wirken sich negativ auf die Aufenthaltschancen der Asylsuchenden aus.

Die AnkER-Zentren entrechten und isolieren die Menschen. Das zermürbt die Schutzsuchenden, besonders Kinder. Drei Jahre nach Öffnung der ersten AnkER-Zentren fällt die Bilanz düster aus: Das Konzept ist gescheitert - die Zentren gewährleisten keine fairen Asylverfahren. Zu einem fairen Asylverfahren gehört, für die gesamte Verfahrensdauer eine behördenunabhängige Beratung zu gewähren, die die Schutzsuchenden auch bis zu den Gerichten begleitet. Nur so können behördliche Fehlentscheidungen effektiv korrigiert werden. Zeitdruck, Stress und zu wenig Beratung führen dazu, dass besonders vulnerable Gruppen wie Kinder und Frauen ihre individuellen Geschichten und Leidenswege oft verschweigen. Doch EU- und Völkerrecht garantieren gerade vulnerablen Personen besondere Verfahrensrechte und sozialrechtliche Ansprüche – die aber in den AnkER-Zentren oft nicht beachtet werden«, sagte Günter Burkhardt, Geschäftsführer von PRO ASYL.  

Sichere Orte für Menschen

Mit der Protestaktion wird die künftige Bundesregierung entschieden dazu aufgefordert, die Kinderrechte ernst zu nehmen und den Aufenthalt in Aufnahmeeinrichtungen auf wenige Wochen zu verkürzen, so dass die Familien und Kinder schnell auf die Kommunen verteilt werden können. Die Rechte flüchtender Menschen müssen in den Mittelpunkt des Aufnahmesystems stehen. Die Ereignisse in Afghanistan haben in den letzten Wochen nochmal deutlich gemacht, warum Menschen fliehen und dass sie sichere Orte brauchen – und nicht Isolation und Ausgrenzung«, so Birte Kötter. 

 

23.09.2021

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