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Umfrage zum Familiennachzug

69 Prozent sind für das Recht auf Geschwisternachzug

Die Kinderrechtsorganisation terre des hommes hat eine Umfrage zum Thema Familiennachzug veröffentlicht. Dafür befragte das Politik- und Sozialforschungsinstitut forsa repräsentativ deutschlandweit 1.006 Personen ab 18 Jahren. Demnach fänden es 69 Prozent der Bürger*innen richtig, wenn minderjährige Geschwister von geflüchteten Kindern das gleiche Recht auf Nachzug hätten wie die Eltern. Nur Anhänger*innen der AFD sind mehrheitlich dagegen.

»Eine deutliche Mehrheit der Bürger*innen und der Wähler*innen der Ampel-Koalition sind für das Recht auf Geschwisternachzug«, erklärt Sophia Eckert von terre des hommes. »Die Bundesregierung muss endlich ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einlösen, den Familiennachzug zu erleichtern. Jeder Tag an dem Kinder von ihren Familien getrennt sind ist einer zu viel.«

Am Tag der Familie, den 15. Mai 2023, rufen terre des hommes und PRO ASYL mit dem #VergissMeinNicht-Aktionstag dazu auf, den Familiennachzug zu erleichtern und Bundestagsabgeordnete an das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zu erinnern.

Mehrheit bei Wähler*innen aller Parteien außer der AFD

Im Koalitionsvertrag wurden Verbesserungen beim Familiennachzug vereinbart, die bisher allerdings nicht umgesetzt wurden, darunter ein Recht auf »Geschwisternachzug«. Wenn ein minderjähriges Kind ohne Begleitung eines Erwachsenen nach Deutschland flieht und als Flüchtling anerkannt wurde, haben derzeit nur die Eltern das Recht, nachzukommen. Anhänger*innen aller im Bundestag vertretenen Parteien sind mehrheitlich dafür, dass sich dies ändert. Die höchsten Zustimmungswerte gibt es bei Anhänger*innen der Grünen. Lediglich AFD-Wähler*innen sind mehrheitlich gegen ein Recht auf Geschwisternachzug.

In allen Altersgruppen ist eine Mehrheit für das Recht auf Geschwisternachzug, bei jüngeren Menschen sind die Zustimmungswerte jedoch deutlich erhöht, zwischen Frauen (70 Prozent richtig) und Männern (68 Prozent richtig) gibt es kaum Unterschiede.

Auch der Wohnort spielt eine Rolle bei der Höhe der Zustimmungswerte. Die höchsten Zustimmungswerte haben Personen aus der Mitte* Deutschlands (82 Prozent), im Osten* sind sie am niedrigsten (64 Prozent). Es spielt zudem eine Rolle ob Menschen in größeren Städten oder in kleineren Orten leben.

Geschwister gehören zur Kernfamilie und sind wichtige Bezugspersonen

96 Prozent der Befragten geben zudem an, das Geschwister für ein Kind zur »Kernfamilie« gehören. Im Aufenthaltsrecht ist dies jedoch nicht der Fall, woraus sich Probleme beim Familiennachzug zu geflüchteten Kindern in Deutschland ergeben.

Ein einheitliches Bild zeigt sich außerdem in der Frage, wie wichtig es ist, dass Geschwister in räumlicher Nähe zueinander aufwachsen: 94 Prozent der Befragten – Männer und Frauen sowie die verschiedenen Altersgruppen in gleichem Maße – finden dies sehr wichtig oder eher wichtig.

Weiterführende Informationen

Wenn ein allein geflohenes Kind im Asylverfahren den Flüchtlingsschutz erhält, so kann es nur die Eltern nachziehen lassen – nicht aber einen minderjährigen Bruder oder eine Schwester. Das führt dazu, dass Eltern sich zwischen den Geschwistern entscheiden müssen – bzw. nach Einreise in Deutschland ein erneut jahrelanges Familiennachzugsverfahren anstreben müssen.

Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag angekündigt, das zu ändern: »Wir werden die Familienzusammenführung zu subsidiär Geschützten mit den GFK-Flüchtlingen gleichstellen. Wir werden beim berechtigten Elternnachzug zu unbegleiteten Minderjährigen die minderjährigen Geschwister nicht zurücklassen.« Doch bislang warten wir vergeblich auf eine gesetzliche Regelung zur Umsetzung dieses Versprechens.

 

* Nord = Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen; Mitte = Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland; Süd = Bayern, Baden-Württemberg; Ost = Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen. Nordrhein-Westfalen wurde bei den Umfrageergebnissen als eigene Region gewertet.