»Wir schlafen nicht viel, wir essen nicht viel«
Mutige Helfer*innen. Zu den Flüchtlingen im Niemandsland zwischen Polen und Belarus werden wir und andere Hilfsorganisationen nicht durchgelassen. Bei Minusgraden irren dort auch Familien mit Kindern umher und versuchen Schutz zu finden. Nur die lokale Bevölkerung hat Zugang und hilft, wo sie kann – trotz des Risikos erwischt zu werden. Wir versuchen die erschöpften Helfer*innen zu unterstützen und haben mit einer von ihnen gesprochen.
Wie geht es dir gerade und wie ist die Situation?
Wir schlafen nicht viel, wir essen nicht viel und wir organisieren die Hilfe. Anwohner*innen und Aktivist*innen. Ich hätte nie gedacht, dass ich erleben würde, wie Menschen von Politiker*innen dazu verurteilt werden, in der Kälte umherzuirren und zu hungern - aber auch zu sterben. Mitten in Europa. In Polen. Die Temperaturen im Wald erreichen -6 Grad und es ist erst jetzt November.
Sind auch Kinder betroffen?
Kinder und Jugendliche sowie Frauen und ältere Menschen werden genauso behandelt wie erwachsene Männer. Auch sie werden nach Belarus zurückgedrängt. Wir wissen von Fällen von Kindern, die 13 Mal von polnischen Beamten zurückgeschickt wurden. Diese Push-Backs sind eine echte Bedrohung für das Leben.
Warum bist du aktiv geworden?
Es handelt sich um eine humanitäre Krise, und für mich direkt um eine Krise der Menschlichkeit. Am Ende jeder Geschichte steht ein Mensch - hungrig, frierend, krank und sterbend. Wir müssen irgendwie zusammenkommen, um dieses Problem zu lösen.
Was muss die Politik tun?
Nichtregierungsorganisationen, Ärzte und Medien müssen sofort in das Notstandsgebiet gelassen werden, um den Menschen helfen und Leben retten zu können. Die EU darf den Push-Backs nicht mehr schweigend zusehen und es braucht auch gemeinsame Lösungen mit Deutschland, da ein Teil der Flüchtlinge nach Deutschland einreisen und dort Asyl beantragen will. Gleichzeitig braucht es In Kampagnen in den Herkunftsländern, die wirksam zeigen, was den Menschen hier wirklich widerfährt: Das Lukaschenko-Regime täuscht die Menschen und verurteilt sie bewusst zum Tode.
19.11.21