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Three2six: Schulische Perspektiven für Flüchtlingskinder in Johannesburg

Ausgangssituation

Obwohl Südafrikas Verfassung allen Kindern ein Recht auf Bildung zuspricht, wird vielen Kindern dieser Anspruch verweigert. Vor allem Kindern mit Flucht- oder Migrationshintergrund bleibt der Zugang zu öffentlichen Bildungseinrichtungen häufig verwehrt. Gründe dafür gibt es zahlreiche: Vielen Familien ist es nicht möglich, die für die Registrierung nötigen Dokumente vorzulegen, selbst wenn eine offizielle Anerkennung als Flüchtling vorliegt. Andere sind nicht in der Lage, die Schulgebühren zu bezahlen. Dazu kommen häufig Sprachbarrieren und mangelnde Kapazitäten der Schulen.

Die terre des hommes-Partnerorganisation

Das »Sacred Heart College« (SHC) ist eine unabhängige katholische Schule im Johannesburger Stadtteil Observatory, die als registrierte Nichtregierungsorganisation gleichzeitig seit vielen Jahren Projekte insbesondere zur Verbesserung der Bildungschancen von Flüchtlings- und Migratenfamilien aus den ärmsten Stadtteilen der Metropole durchführt.

Im Jahr 2008 erlebte Südafrika Gewalt und Unruhen in Form von fremdenfeindlichen Angriffen. Dies war der Anstoß für das Bildungsprojekt „Three2six“, das Kindern, die aufgrund ihres Aufenthaltsstatus oder ihrer Nationalität gesellschaftlich ausgegrenzt sind, Zugang zu Überbrückungsunterricht ermöglicht. Umgesetzt täglich von 15 bis 18 Uhr (Three2Six) soll dieser Unterricht die Kinder auf den Übergang in das formale Schulsystem vorbereiten und Lücken in ihrer Lernbiografie schließen. Inzwischen wird dieses Unterrichtsangebot neben dem Sacred Heart College an zwei weiteren Gastschulen in der Nachbarschaft zu den Wohngebieten der Kinder realisiert. Sie stellen die Klassenzimmer zur Verfügung und stellen den geregelten Ablauf des Unterrichts sicher.

Maßnahmen und Wirkungen

Das Projekt unterstützt 225 bedürftige Flüchtlings- und Migrantenkinder (105 Jungen und 120 Mädchen) im Alter von fünf bis 14 Jahren. Jedes Kind erhält eine tägliche Mahlzeit, Schuluniformen für Sommer und Winter sowie Schulbücher und Schreibwaren. Damit weiter entfernt wohnende Kinder sicher zum Unterricht gelangen, wird ein Bus für den Transport zur Schule und nach Hause bereitgestellt.

Für den Unterricht werden Lehrkräfte eingestellt, die ebenfalls Geflüchtete sind und die auf diese Weise die Möglichkeit haben, sich weiterzubilden und zu qualifizieren, um Zugang zu einer formellen Beschäftigung in Südafrika zu erhalten.

Neben der schulischen Bildung fördert das Projekt aber auch das soziale Miteinander, zum Beispiel durch regelmäßige Sport- und Spielaktivitäten, die außerdem Unbeschwertheit in den oft schwierigen Alltag der Kinder bringen.

Das Projekt verfügt über ein einfaches, aber effektives Modell mit 13 Jahren Erfahrung, das inzwischen mehr als 2.000 Kindern und Jugendlichen, die als Vertriebene und Migrant*innen nach Südafrika gekommen sind, Türen geöffnet und Zukunftsperspektiven geschaffen hat. Durch die Flucht haben sie Lücken in ihrer Bildung. Hier können die Schüler*innen diese Lücken schließen, um dann in eine öffentliche Schule zu wechseln und dort eine durchgängige Ausbildung mit mehr Schulstunden und -fächern zu erhalten.

Herausforderungen und Planung

Die wirtschaftliche Krise in Südafrika und die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Aussichten für viele jungen Menschen deutlich verschlechtert. Insbesondere die ohnehin am Rande der Gesellschaft lebenden Jugendlichen wissen nicht, wie sie den Sprung ins Arbeitsleben schaffen sollen. Daher hat Three2Six sein Programm erweitert und bietet ab 2022 für zunächst 50 Schulabsolvent*innen berufsvorbereitende Kurse an, die es ihnen anschleißend ermöglichen, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften.