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Hoffnung in dunklen Hütten

Indien: Wie es helfen kann, seine Rechte auch in größter Armut zu kennen

Wo ist der Anfang? Wo das Ende? Wellblech und bröseliger Beton stapeln sich nach oben, manchmal vier, fünf Stockwerke hoch. Unten Müll, brackiges Wasser. Oben der Himmel, im Smog sehen selbst die Wolken schmutzig aus. Die Ränder dieser gewaltigen Slums in Mumbai lassen sich nicht definieren – alles verschwimmt zu einem einzigen riesigen Elendskomplex. Mittendrin: Tausende Kinder und ihre Familien.

Das von terre des hommes mit großzügiger Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geförderte Projekt YUVA ist ebenfalls mittendrin. Das Kürzel steht für »Youth for Unity and Voluntary Action«. Seit 1995 unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Menschen in den unüberschaubaren Slums von Mumbai und Bhopal darin, sich selbst zu helfen und sich selbst zu organisieren. Soweit das möglich ist – begleitend gibt es konkrete Hilfe für die Gänge zu Behörden, zu den Gemeinde- und Stadtverwaltungen.

Es geht um Grundsätzliches, um Wasser natürlich, um Lebensmittel und um Bildung, aber eben auch um Menschenrechte, um Sicherheit und Würde. Den Social Workern von YUVA ist es wichtig, den Menschen Selbstbewusstsein zu vermitteln; sie sollen gleichberechtigt mitbestimmen, was in ihrem Umfeld am nötigsten ist und auch so auftreten.

Sicherheit und Würde in einem der größten Slums der Welt

In der Ansiedlung Behrampada Bandra East, die im 20 Millionen-Einwohner-Moloch Mumbai mit den angrenzenden Armen-Quartieren verschmilzt, gelingt dies mal besser, mal schlechter. Es ist ein »notified« Slum, das bedeutet, er wird so weit von der Verwaltung toleriert, dass es zumindest Wasser und Strom gibt. 41.000 Menschen leben hier eng in verwinkelten Gassen und übereinandergestapelten Hütten miteinander. Roshni Nuggehalli, eine Sozialarbeiterin, die seit fünf Jahren für YUVA arbeitet, sagt: »Die beengte räumliche Situation hat harte Auswirkungen auf Frauen und Kinder. Gerade in den dunklen Häusern und Hütten kann man kaum sehen, ob es hier zu Gewalt oder sexuellem Missbrauch kommt. Auch in den frühen Morgenstunden ist es gefährlich – wenn die Jüngsten aus den Familien mit Kanistern zu den oft weit entfernten Brunnen gehen müssen.«

Was hier in Behrampada Bandra East gelungen ist: YUVA hat Rückzugsräume vor allem für Frauen und Kinder geschaffen. Hier wird genäht, gelernt, geredet – hier können sie sich entfalten. Oft sind es dunkle Räume in engen Gassen, die Fenster vergittert – aber sie sind sicher und hier gibt es Schutz und Rat. Hier haben sich Kinder- und Jugendgruppen gebildet, die lernen, stärker zu sein und ihre Rechte zu kennen – und dies auch in ihre Familien weitertragen. Und so ihre Zukunft ein bisschen mehr beeinflussen können.

Ulrike Heidenreich, Ressortleiterin bei der Süddeutschen Zeitung

 

 

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