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Suketu Mehta: Bombay Maximum City

Suhrkamp-Verlag, 2008
781 Seiten, 14,00 Euro
ISBN: 978-3-518-45999-7

Die  meditative Stille, die von Gita Mehtas Buch ausgeht, ist in Suketu Mehtas prallem Buch »Bombay. Maximum City«  verständlicherweise nicht zu finden. Das verbietet schon der Hauptgegenstand des Buches: Bombay, die mit 18,4 Millionen Einwohnern fünft größte Metropolregion der Welt. Bombay ist hektisch, laut, verwirrend und Sehnsuchtsort vieler Menschen aus ganz Indien. Suketu Mehta ist in Kalkutta geboren, in Bombay aufgewachsen und 1977 vierzehnjährig mit seinen Eltern nach New York umgezogen. Einundzwanzig Jahre später kehrt er mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Söhnen zurück, um  ein Bürger Mumbais, wie die Metropole inzwischen heißt, zu werden. Alles ist plötzlich anders. Dieser zweijährige Eingliederungsversuch ist atemberaubend zu lesen. Fast alles ist anders, als er es erinnert. Das Wohnquartier seiner Kindheit hat sich verändert, und die Suche nach einer Familienwohnung und einer Art von Integration gestaltet sich schwierig, was er nicht ohne Selbstironie beschreibt. Für Politiker scheinen nun andere Maßstäbe zu gelten, als in den siebziger Jahren, als das Land sich noch nicht dem internationalen Markt geöffnet hatte. Dies beeinflusst das Leben der Stadtbewohner erheblich.

Mehta dringt tief in die politischen Zusammenhänge ein, die nach der Zerstörung der Babri Moschee in Ayodhya im Dezember 1992 zur  Ermordung vieler Muslime und dem Erstarken der Shiv Sena, einer fundamentalistischen Hindupartei, führten.

Er gewinnt das Vertrauen von Sunil, einem Kleinkriminellen und Shiv Sena Anhänger. Durch ihn lernt er andere Parteimitglieder bis hin zu Bal Thackeray, dem Parteichef kennen. Er reist nach Ayodhya  und  versucht durch insistierende Nachfragen zu begreifen, wie es möglich ist, dass Nachbarn sich in Todfeinde verwandeln können.

Ausdrucksstärke und Einfühlsamkeit 
Metha besitzt die bemerkenswerte Fähigkeit, das tiefe Vertrauen vieler Menschen zu gewinnen, deren Alltag sich weit außerhalb seiner eigenen Lebenswirklichkeit abspielt. Und er hat die Begabung, den Lesern all diese Eindrücke in einer großen Unmittelbarkeit zu vermitteln. Im Buch gibt es ergreifende Einzelporträts, wie die Geschichte von Monalisa, einer jungen Bartänzerin.  Oder die nicht minder berührende Geschichte, in der eine wohlhabende Jainfamilie ihrem Reichtum entsagt, um zukünftig - nach Geschlechtern getrennt- als Bettelmönche zu leben. Metha verliert nie  den größeren, politischen Zusammenhang aus den Augen, er zeigt einerseits, wie Klientilismus und Korruption funktionieren, andererseits den Kampf der Bewohner von Jogeshwari um eine bessere Infrastruktur und kleine ökonomische Aufstiege.

Ein Gesamtübersicht aller in dieser Rubrik besprochenen Bücher und Leseempfehlungen finden Sie auf unserer Seite »terre des hommes-Medientipps«.

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